Es gibt diese Tage, an denen man am liebsten nur schweigen möchte – weil die Bilder der Welt lauter schreien als Worte. Doch heute sprechen wir. Über Chancen. Über Verantwortung. Und über das, was wir noch retten können – wenn wir jetzt handeln.
Wofür wir kämpfen
Ob glasklare Gebirgsseen, schneebedeckte Gipfel oder das grüne Dach des Amazonas – die Natur liefert nicht nur Postkartenmotive. Sie ist unser Zuhause, unser Atem, unser Wasser, unsere Nahrung. Unsere Zukunft.
Aber sie steht auf der Kippe.
Stabilisierung – klingt nüchtern, ist aber überlebenswichtig
Die Wissenschaft nennt es nüchtern „Stabilisierungsszenarien“. Gemeint ist: Die Konzentration von CO₂ in der Atmosphäre darf nicht unbegrenzt weiter steigen. Sie muss einen Höchststand erreichen – und dann rasch und dauerhaft sinken.
Klingt machbar, oder?
Tja. Der Teufel steckt – wie so oft – im Detail. Und im Zeitplan.
Je länger wir warten, desto höher das Endergebnis
Die Rechnung ist einfach: Je später wir die Emissionen stoppen, desto höher die CO₂-Konzentration. Und desto wärmer wird es. Und desto unkontrollierbarer die Folgen.
- Ziel: 550 ppm CO₂ → Emissionen spätestens vor 2050 stoppen
- Ziel: 450 ppm CO₂ → Hätten wir vor 2010 anfangen müssen
Ups. Der Zug ist abgefahren? Nicht ganz. Aber er ist schneller geworden – und der Bremsweg länger.
2016: Hoffnung keimt auf – doch dann kommt das große ABER
Kurz schien es, als ob wir das Schlimmste verhindern könnten. Die Emissionen flachten ab. Wirtschaftswachstum und Dekarbonisierung schienen erstmals gleichzeitig möglich. Ein Hoffnungsschimmer.
Doch: Nur wenige Jahre später ging es wieder bergauf – mit den Emissionen. Und mit dem CO₂.
Heute nähern wir uns eher dem düstersten Szenario – RCP 8.5 – als dem optimistischen RCP 2.6. Und das ist brandgefährlich.
Worauf es jetzt ankommt
Um unter 450 ppm CO₂ zu bleiben, müssen die globalen Emissionen bis spätestens 2030 ihren Höchststand erreichen – und dann bis 2100 fast auf Null sinken.
Null. Keine Spielräume. Kein Schönrechnen.
Und das betrifft nicht nur CO₂. Auch andere Gase wie Methan, Ozon und Distickstoffoxid müssen mitgedacht werden. Die Wissenschaft hat dafür das CO₂-Äquivalent entwickelt – ein Maß, das die Klimawirkung aller Treibhausgase zusammenfasst.
Das aktuelle Gesamtmaß liegt bei etwa 485 ppm.
Heißt das: Es ist zu spät?
Nicht unbedingt. Denn es gibt auch einen kühlenden Gegenspieler: Aerosole – kleinste Schwebstoffe, die durch Industrie und Verkehr entstehen, reflektieren Sonnenlicht und wirken kühlend.
Diese Wirkung wird auf etwa -0,8 Watt/m² geschätzt – was in etwa 60 ppm CO₂ entspricht. Zieht man das ab, landen wir wieder bei etwa 425 ppm – also knapp über dem heutigen Wert.
Aber bevor jemand in Euphorie ausbricht: Das ist kein Grund zur Entwarnung – sondern ein letzter Spielraum.
Der Kern der Sache: Was wir heute tun, bestimmt die Welt von morgen
Wenn wir das CO₂-Wachstum nicht jetzt stoppen, werden wir die 2-Grad-Grenze definitiv reißen. Und das bedeutet: Mehr Dürren, mehr Stürme, mehr Hunger, mehr Flucht. Und weniger Sicherheit – für alle.
Was Stabilisierung bedeutet
- Die Emissionen müssen innerhalb der nächsten 10–15 Jahre ihren Höchstwert erreichen
- Danach müssen sie massiv und dauerhaft sinken – um bis 2050 um etwa 80 % im Vergleich zu 1990
Das klingt nach einer Mammutaufgabe – und das ist es auch.
Aber: Sie ist machbar. Und sie ist notwendig.
Stabilisierung ist kein Ziel – sie ist ein Startpunkt
Sie ist der Moment, in dem wir sagen: Bis hierhin. Und nicht weiter.
Ein Moment der Entscheidung. Für die Zukunft – oder für die Vergangenheit.
Seid mutig. Seid laut. Seid entschieden.
Und vor allem: Seid nicht zu spät.