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Wo es brennt, da lodert auch der Protest – Australiens Kampf gegen die Hitze geht längst über Wetter und Waldbrände hinaus. Jetzt mischen auch die Gerichte mit.


Hitze, die unter die Haut geht

Australien – für viele klingt das nach Surferstränden, Koalas und Outback-Romantik. Aber die Realität wird drückender, heißer, gefährlicher. Die Temperaturen steigen – und mit ihnen die gesundheitlichen Risiken. Der „Excess Heat Factor“, ein Maß dafür, wie belastend Hitze für den menschlichen Körper ist, hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten um satte 37 % erhöht.

Was heißt das konkret? Mehr Menschen landen im Krankenhaus. Besonders betroffen: ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen. Und dann? Kommt die nächste Dürre, der nächste Waldbrand, die nächste Rauchwolke, die sich über Städte legt und Atemnot auslöst – buchstäblich.

Und nein, das ist keine Ausnahme mehr. Es wird zur neuen Normalität.


Wenn Hitze politisch wird

In Australien brodelt es nicht nur unter der Sonne – sondern auch in den Gerichtssälen. Das Land liegt auf Platz zwei weltweit, wenn es um die Anzahl von Klimaklagen geht. Zwischen 2014 und 2023 drehten sich gleich elf davon um gesundheitliche Folgen des Klimawandels.

Was war da los? Kläger*innen stellten sich gegen Bauprojekte, die das Risiko für Hitzestress oder Überschwemmungen verschärfen könnten. Gegen Kohlekraftwerke, deren Emissionen ganze Regionen belasten. Und gegen eine Politik, die wegsieht – obwohl Menschenleben auf dem Spiel stehen.

Ein Fall sticht besonders hervor: Sharma v Minister for the Environment. Junge Australier*innen forderten, dass der Staat sie schützen müsse – vor den Auswirkungen der Klimakrise. Das Urteil wurde später gekippt. Aber der Aufschrei blieb. Und der Gedanke einer staatlichen Fürsorgepflicht in Zeiten des Klimawandels? Der ist nicht mehr aus der Welt zu schaffen.


Und was tut Australien selbst?

Es wäre unfair zu sagen: nichts. Der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix liegt inzwischen bei fast 40 %. Elektroautos? Verkaufsschub! Es tut sich was – klar.

Aber: Die Emissionen des Gesundheitssektors sind so hoch wie seit 2010 nicht mehr. Die Zahl freiwilliger Feuerwehrleute – also derer, die buchstäblich ihr Leben riskieren, wenn das Land brennt – ist in nur sieben Jahren um 17 % gesunken. Alarmierend? Aber hallo.

Wie passt das zusammen? Wie will ein Land klimaresilient werden, wenn seine Einsatzkräfte wegbrechen?


Wenn Gerichte zur Hoffnung werden

Australien zeigt: Der Kampf gegen den Klimawandel findet nicht nur auf politischer Ebene statt. Immer mehr Menschen nutzen das Rechtssystem als Hebel für Veränderungen. Klimaklagen sind kein exotisches Phänomen mehr – sie sind ein Ausdruck von Frust, von Sorge, von dem tiefen Wunsch nach Gerechtigkeit.

Denn mal ehrlich: Wie lange sollen Menschen noch darunter leiden, dass andere weggucken?


Warten ist keine Option

Australien steht am Scheideweg. Es hat das Wissen, die Technologie, die Kraft. Doch reicht das? Oder bleibt es bei halbherzigen Schritten?

Was passieren muss, ist klar: konsequente Klimapolitik, die die Gesundheit der Menschen ernst nimmt. Infrastruktur, die auch Extremwetter standhält. Und ein Rechtssystem, das mutig ist – im Sinne der Zukunft.

Denn Hitze macht nicht nur krank. Sie macht wütend. Und sie macht sichtbar, was lange ignoriert wurde: Der Klimawandel ist nicht irgendwann – er ist jetzt.

Von Andreas M. B.