Lesedauer: 4 Minuten

Die Luft wird dicker. Nicht im übertragenen Sinn – sondern ganz konkret. Die Konzentration von Kohlendioxid (CO₂) in der Erdatmosphäre hat 2025 einen neuen Höchststand erreicht. Und der ist nicht nur eine Randnotiz für Klima-Nerds, sondern ein klares Alarmsignal.

Ein Rekord, der nachhallt: Der weltweite Durchschnittswert liegt bei rund 424 ppm (parts per million). Das ist nicht einfach „mehr als früher“ – es ist der stärkste Anstieg seit Beginn der Messungen in den 1950er Jahren. Die Zunahme innerhalb eines einzigen Jahres? Satte 3,5 ppm. Noch nie wurde so ein großer Sprung registriert.


Ein Blick auf die nackten Zahlen – und was sie bedeuten

425 ppm – das klingt harmlos. Fast schon technisch. Doch hinter dieser Zahl steckt ein tiefgreifender Wandel.

Zum Vergleich: Über Hunderttausende von Jahren lag die Konzentration meist zwischen 180 und 280 ppm. Erst mit der Industrialisierung schoss sie in die Höhe. Heute übersteigen wir ein Niveau, das seit 800.000 Jahren nicht erreicht wurde. Und das ist nicht irgendein wissenschaftliches Detail – das ist ein Wendepunkt.

Denn CO₂ ist kein Gas wie jedes andere. Es bleibt über Jahrhunderte in der Atmosphäre und wirkt dort wie eine unsichtbare Heizdecke. Je mehr davon vorhanden ist, desto weniger Wärme kann ins All entweichen. Die Folge: Unser Planet wird immer heißer.


Woran liegt dieser drastische Anstieg?

Es gibt nicht „die eine“ Ursache – sondern ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Und die ziehen derzeit alle in dieselbe Richtung.

1. Fossile Brennstoffe – der Klassiker unter den Klimakillern

Kohle, Öl, Gas – der Dreiklang des Problems. Weltweit wird immer noch auf fossile Energieträger gesetzt. Und jedes Barrel, jede Tonne schickt weiteres CO₂ in die Luft. Zwar gibt es hier und da Fortschritte – aber sie reichen nicht. Noch lange nicht.

2. Brennende Wälder, sterbende CO₂-Senken

Großbrände in Südamerika, Afrika und Teilen Asiens setzen nicht nur CO₂ frei – sie zerstören auch Wälder, die normalerweise Kohlenstoff speichern. Ein doppelter Schlag.

3. Ozeane und Böden verlieren ihre Pufferkraft

Hitze, Trockenheit, Versauerung: Die natürlichen Senken – also Meere, Moore, Böden und Wälder – nehmen weniger CO₂ auf. Das Gleichgewicht kippt. Und das macht die Situation noch gefährlicher.


Gibt es Hoffnung? Ja – aber sie braucht Rückgrat

Natürlich gibt es sie – die guten Nachrichten. Europa investiert in Wind- und Sonnenenergie, treibt die Wärmewende voran, fördert den ÖPNV. Es gibt Bauern, die auf regenerative Landwirtschaft umstellen, Kommunen, die ihre Innenstädte begrünen, Schüler, die für das Klima auf die Straße gehen.

Aber seien wir ehrlich: Die Geschwindigkeit reicht nicht. Die Maßnahmen? Zu oft halbherzig, ausgebremst durch Lobbyinteressen oder Bürokratie.

Muss es immer erst brennen, bevor sich etwas bewegt?


Die Verantwortung – auch eine Frage der Gerechtigkeit

Was beim CO₂-Thema oft vergessen geht: Der Klimawandel trifft nicht alle gleich. Menschen mit wenig Einkommen leben häufiger in schlecht isolierten Wohnungen, können sich keine Flucht vor der Hitze leisten, sind anfälliger für Preissteigerungen bei Lebensmitteln.

Deshalb ist Klimaschutz auch immer Sozialpolitik.

Und auch global gesehen: Während wir hier über ppm-Werte diskutieren, kämpfen andere Regionen mit Dürre, Hunger, Überflutung. Deshalb braucht es Solidarität. Und eine faire Verteilung der Lasten – lokal wie global.


Zwei Fragen, die wir uns stellen sollten

Was passiert, wenn natürliche CO₂-Senken dauerhaft ausfallen? Und was genau brauchen wir noch, um vom Reden endlich ins Handeln zu kommen?

Die Antwort darauf könnte darüber entscheiden, wie unsere Zukunft aussieht – und die unserer Kinder.


Persönlich gesprochen …

Manchmal macht mich diese Entwicklung wütend. Wirklich wütend. Da liegen die Fakten auf dem Tisch, die Daten sind klar, die Lösungen existieren – und trotzdem treten wir auf der Stelle.

Aber dann sehe ich Initiativen, die Mut machen. Menschen, die anpacken. Kommunen, die klimaneutral werden wollen. Schüler, die mehr über Kohlenstoffkreisläufe wissen als mancher Abgeordnete.

Und dann denke ich: Es geht. Es ist möglich.

Wenn wir es nur ernst meinen.


Der neue CO₂-Rekord – was er uns sagt

Die Welt steht an einem Kipppunkt. Nicht weil ein einzelnes Jahr besonders schlimm war. Sondern weil die langfristige Richtung falsch ist.

Dieser Rekordwert ist kein Naturgesetz – er ist das Ergebnis politischen Zögerns und wirtschaftlicher Kurzsichtigkeit. Aber: Er kann auch ein Weckruf sein. Ein Moment der Klarheit. Und der Entschlossenheit.

Deutschland – und Europa insgesamt – haben jetzt die Chance, zu zeigen, wie Klimaschutz aussehen kann, der nachhaltig, sozial gerecht und wissenschaftlich fundiert ist.

Wir sollten sie nutzen. Bevor weitere Rekorde folgen – von denen niemand profitieren wird.

Autor: MAB