Der Kampf um die Klimaziele: Eine Bilanz nach 15 Jahren

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Es ist eine ernüchternde Bilanz: 19 von 34 untersuchten Ländern konnten ihre Klimaverpflichtungen von 2009 bis zum Jahr 2020 nicht vollständig erfüllen. Dies geht aus einer neuen Studie der University College London (UCL) hervor, die in der Fachzeitschrift Nature Climate Change veröffentlicht wurde. Die Forschung zeigt, dass die Ziele der Nationally Determined Contributions (NDCs), die auf dem Kopenhagener Klimagipfel festgelegt wurden, von vielen Staaten nicht erreicht wurden.

Die Herausforderung war und ist enorm: Jedes Land setzte sich individuelle Ziele, die von moderat bis sehr ambitioniert reichten. Einige, wie Kroatien, setzten auf bescheidenere Ziele und erreichten diese auch. Andere, wie die Schweiz, strebten nach einer Reduktion der Kohlenstoffemissionen um 20-30% bis 2020, verfehlten jedoch diese Vorgaben. Was führte zu diesen unterschiedlichen Ergebnissen?

Technologischer Fortschritt und wirtschaftliche Entwicklung

Ein Schlüsselfaktor ist der technologische Fortschritt, insbesondere in der Energieerzeugung. Länder, die ihre Ziele erreichten, taten dies oft durch den Ausbau erneuerbarer Energien und die Abkehr von Kohlekraft. Aber warum strauchelten dann so viele andere? In vielen Fällen überholte das Wirtschaftswachstum, angekurbelt durch steigendes BIP pro Kopf und Bevölkerungswachstum, die Fortschritte in der Energieeffizienz. Trotz Effizienzsteigerungen reichte dies nicht aus, um mit dem wachsenden Energiebedarf Schritt zu halten.

Carbon Leakage: Ein wachsendes Problem

Interessanterweise wies die Studie auf ein weiteres Problem hin: das sogenannte „Carbon Leakage“. Einige Länder erzielten Fortschritte bei der Reduzierung ihrer Emissionen im eigenen Land, verlagerten jedoch gleichzeitig Teile ihrer Emissionen ins Ausland durch den Handel. Diese Auslagerung von Kohlenstoffemissionen – eine Art Verschiebung des Problems anstatt einer echten Lösung – wirft Fragen auf. Wie können wir sicherstellen, dass globale Emissionsreduktionen nicht nur eine Verschiebung von einem Ort zum anderen sind?

Zukünftige Herausforderungen

Die Studie warnt: Die Länder, die bereits mit ihren Zielen von 2009 kämpften, stehen vor noch größeren Herausforderungen. Die Nachfrage nach Energie wird voraussichtlich weiter steigen, ebenso die wirtschaftliche Entwicklung. Dies wird es noch schwieriger machen, die ambitionierteren Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen.

Ein Blick in die Zukunft

Wie können wir also diese Hindernisse überwinden? Die Notwendigkeit, Emissionen zu reduzieren, bleibt kritisch, um die fortschreitende Klimakrise zu bekämpfen. Professor Dabo Guan von der UCL betont, dass entwickelte Länder eine doppelte Rolle spielen: Sie müssen ihre eigenen Emissionen schnell reduzieren und gleichzeitig Entwicklungsländern finanzielle Hilfe und Kapazitäten zur Verfügung stellen.

Diese Forschung zeigt nicht nur die Schwierigkeiten auf, denen sich die Länder gegenübersehen, sondern betont auch die dringende Notwendigkeit, unseren Ansatz zur Erfassung und Reduzierung von Emissionen zu überdenken. Nur durch eine präzise und umfassende Betrachtung – einschließlich der von anderen Ländern importierten Emissionen – können wir hoffen, die Klimaziele wirklich zu erreichen.

Wie gehen wir also voran, angesichts dieser gemischten Ergebnisse? Ist es Zeit für einen neuen globalen Konsens, der die Realitäten des internationalen Handels und der wirtschaftlichen Interdependenz berücksichtigt?

In diesem komplexen Geflecht aus internationaler Politik, wirtschaftlicher Entwicklung und technologischem Fortschritt bleibt die Notwendigkeit klar: Wir müssen zusammenarbeiten, über Disziplinen und Grenzen hinweg, um wirkliche Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel zu erzielen. Es bleibt zu hoffen, dass diese Erkenntnisse als Weckr

uf dienen, um die erforderlichen Anstrengungen zu verdoppeln und eine lebenswerte Zukunft für alle zu sichern.


Reference:

  1. Shuping Li, Jing Meng, Klaus Hubacek, Shaikh M. S. U. Eskander, Yuan Li, Peipei Chen, Dabo Guan. Revisiting Copenhagen climate mitigation targetsNature Climate Change, 2024; DOI: 10.1038/s41558-024-01977-5