Im trockenen Sommer 2018 wurde Schweden von zahlreichen Waldbränden heimgesucht, die ein dramatisches Zeugnis der sich ändernden klimatischen Bedingungen ablegten. Eine Studie der Universität Lund hat nun in einem bisher einzigartigen Feldversuch untersucht, wie sich diese Brände und der fortschreitende Klimawandel auf die borealen Wälder des Landes auswirken – insbesondere auf deren Fähigkeit, Kohlenstoffdioxid zu absorbieren. Die Ergebnisse sind ein Weckruf, den wir nicht ignorieren können.
Ein kritischer Kohlenstoffspeicher in Gefahr
Boreale Wälder, die sich über die gesamte nördliche Hemisphäre erstrecken, spielen eine entscheidende Rolle im globalen Klimasystem. Sie fungieren als bedeutende Kohlenstoffsenken, indem sie CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen und speichern. Doch die zunehmenden Waldbrände, befeuert durch Klimawandel und extremere Wetterbedingungen, bedrohen diese lebenswichtige Funktion.
Die Forschungen zeigen auf, dass der Klimawandel die Regenerationsfähigkeit der Wälder nach einem Brand beeinträchtigt. Die Bäume mögen noch stehen, aber ihre Funktionen sind geschwächt. Johan Eckdahl, ein physischer Geograf an der Universität Lund, erklärt, dass das Wachstum neuer Pflanzen und die Interaktion mit Bodenmikroben, die für die Kohlenstoffspeicherung entscheidend sind, durch den Klimawandel negativ beeinflusst werden. Es besteht eine Diskrepanz zwischen der Anpassungsfähigkeit der Pflanzen und der Mikroben an steigende Temperaturen, die die Effizienz dieser Wälder als Kohlenstoffsenken mindert.
Eine verzögerte Migration
Interessanterweise beobachtet man eine nordwärts gerichtete Migration von schnellwachsenden, wärmeangepassten Pflanzenarten, die jedoch nicht mit den steigenden Raten der mikrobiellen Zersetzung Schritt halten kann. Dieser Mismatch zwischen Pflanzenwachstum und mikrobieller Aktivität unter wärmeren Bedingungen könnte die Fähigkeit der schwedischen borealen Wälder, als effektive Kohlenstoffsenken zu fungieren, erheblich einschränken.
Die Bedeutung der Biodiversität
Johan Eckdahl betont auch die Wichtigkeit der Biodiversität in den borealen Wäldern, die oft im Schatten der tropischen Regenwälder steht. „Biodiversität ist nicht nur in den Tropen wichtig, sondern auch in der Taiga!“ Die Studie unterstreicht die enge Verbindung zwischen Biodiversität und Kohlenstoffspeicherung in nördlichen Ökosystemen und hebt die Notwendigkeit weiterer Forschungen sowie Umweltüberwachungen in der riesigen borealen Region hervor.
Die Ergebnisse dieser Studie verdeutlichen die dringende Notwendigkeit, unsere Anstrengungen zu verdoppeln, um die Resilienz unserer Wälder gegenüber dem Klimawandel zu stärken. Wir müssen nicht nur die wissenschaftliche Forschung intensivieren, sondern auch politische und gesellschaftliche Maßnahmen ergreifen, um die fortschreitende Zerstörung dieser lebenswichtigen Ökosysteme zu stoppen. Können wir es uns leisten, diese Warnungen zu ignorieren?
Die Studie aus Lund zeigt uns auf erschreckende Weise, was auf dem Spiel steht – es geht um nichts Geringeres als die Aufrechterhaltung eines globalen Klimagleichgewichts. Nur durch kontinuierliche wissenschaftliche Beobachtung und eine proaktive Umweltpolitik können wir hoffen, den Kurs zu korrigieren. Das Fenster, in dem wir handeln können, schließt sich jedoch schnell. Ist es nicht höchste Zeit, dass wir handeln?
Reference:
- Johan A. Eckdahl, Jeppe A. Kristensen, Daniel B. Metcalfe. Restricted plant diversity limits carbon recapture after wildfire in warming boreal forests. Communications Earth & Environment, 2024; 5 (1) DOI: 10.1038/s43247-024-01333-7