Angesichts der Klimakrise beschließen Studenten den Boykott bestimmter Unternehmen

Sie nennen sich “Bifurqueurs”. Immer mehr Studenten von französischen Elitehochschulen weigern sich, für Unternehmen zu arbeiten, die nicht genug für die Umwelt tun, und rufen angesichts der Klimadringlichkeit zu einem Umdenken auf.

Es war Anfang Mai, bei der Abschlussfeier der Ingenieurschule Agro Paris Tech. Acht Studenten kommen auf die Bühne, jeder mit einem kleinen Zettel in der Hand. Sie wenden sich an ihre Mitschüler und Kollegen mit einer Botschaft des Aufbruchs. “Agro Paris Tech bildet jedes Jahr Hunderte von Schülern aus, um in der Industrie auf verschiedene Arten zu arbeiten (…) Diese Jobs zu wählen, bedeutet, allen zu schaden, indem man den Interessen einiger weniger dient”, sagt einer von ihnen.

A écouter absolument : le discours saisissant d’un groupe d’élèves d’AgroParisTech lors de leur remise de diplômes.

Ils refusent de servir le système agro-industriel défaillant auxquelles leurs études les prédestinaient. pic.twitter.com/xCHptKvsc4

— Pour un réveil écologique (@ReveilEcolo) May 11, 2022

Das Video machte schnell die Runde in den sozialen Netzwerken. Die Studenten bezeichnen sich selbst als “Bifurkatoren”. Mit anderen Worten: Sie weigern sich, an einem System teilzunehmen, das ihrer Meinung nach die Natur und die biologische Vielfalt zerstört. Es handelt sich um eine Art Elitenrevolte, wie Julia, eine der acht Studenten, erklärt: “Wir glauben nicht daran, dass wir die Dinge von innen heraus ändern können. Innerhalb des Systems glauben wir, dass eher das System uns verändern wird, als dass wir es verändern werden.”

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Trotz ihrer Abschlüsse an den bekanntesten französischen Hochschulen haben diese Studenten nun andere Pläne. Für einige könnte es die Gründung einer kollektiven Farm sein. Die meisten aber sind der Meinung, dass es die lokale Ebene ist, die die Gesellschaft so verändern kann, dass sie wieder mit den natürlichen Grenzen und Begebenheiten nachhaltig vereinbar wird.

Junge französische Agraringenieure nicht die einzigen, die sich auflehnen. Aber bei ihnen handelt es sich um eine erste radikale Bewegung. Die anderen Aktionen sind eher konventionell. So haben beispielsweise die HEC und die Écoles Normales Supérieures offene Briefe veröffentlicht, nachdem vor vier Jahren ein Kollektiv mit dem Namen “Pour un réveil écologique” (Für ein ökologisches Erwachen) gegründet wurde, um auf Schulen und Unternehmen Einfluss zu nehmen. Das Manifest wurde von 30.000 Hochschul-Absolventen unterzeichnet.

Ihr Ziel ist es, von innen heraus auf das Klima aufmerksam zu machen, erklärt Rémi Vanel, Ingenieur und Mitglied des Kollektivs: “Wir haben das Glück, dass wir uns unser Unternehmen aussuchen können. Wir haben einen gewissen Handlungsspielraum. Wir werden also ein Unternehmen auswählen können, das sich wirklich engagiert und in dem wir etwas verändern können. Wie sieht die Strategie des Unternehmens aus? Welche Unternehmenspolitik wurde eingeführt, um diese Themen zu behandeln?”

“Es ist besser, bestimmte Unternehmen zu boykottieren und zu Unternehmen zu gehen, die diese Themen wirklich berücksichtigen”, sagt Rémi Vanel, Ingenieur und Mitglied des Kollektivs “Pour un réveil écologique” (Für ein ökologisches Erwachen) gegenüber Franceinfo.

Für die Einen ist es eine Revolte, für die Anderen ein Erwachen. Allen gemeinsam ist das steigende Engagement einer Generation für das Klima. Die jungen Leute begnügen sich nicht mehr damit, den Müll zu sortieren, erklärt Théo Rougier, ein Aktivist und Organisator der Klimamärsche. “Es gibt eine Generation, die schon ein bisschen zu sehr im System verankert ist. Das sind Leute, die heute zwischen 40 und 50 Jahre alt sind, die einen Kredit aufgenommen und drei Kinder zu ernähren haben. Sie können noch so sehr auf diese Themen sensibilisiert sein, es ist kompliziert für sie, aus diesem System auszusteigen”, erklärt Rougier. “Deshalb findet der Umschwung in der Generation der 18- bis 24-Jährigen statt…”

Junge Menschen mit höheren Ansprüchen an den Klimaschutz
Gelingt es aber diesen Studenten wirklich, Einfluss auf die Unternehmen zu nehmen? Der Chef der Personalverantwortlichen in Frankreich, Benoît Serre, versichert gegenüber Franceinfo, dass das mittlerweile tatsächlich der Fall ist. Da Ingenieure sehr gefragt sind, müssen sich die Unternehmen als beispielhaft erweisen, wenn sie Studierende der Grandes Ecoles anziehen wollen. “Die gesamte neue Generation, insbesondere nach der Pandemie, ist in diesen Fragen ziemlich anspruchsvoll. Wir merken das, weil sie uns darauf ansprechen, wenn wir sie anwerben wollen.”

Auch die Schulen tragen mittlerweile der neuen Bewegung Rechnung. Die Elite-Universität HEC in Paris zum Beispiel hat kürzlich ihr Programm überarbeitet, um die neuen klimatischen Anforderungen ihrer Studenten zu integrieren.

Das Motto der HEC lautet: “Einfluss zu nehmen, nicht nur auf die Wirtschaft, sondern auf die Gesellschaft im weitesten Sinne, ist die wichtigste Berufung der HEC Paris.”

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