Klima: Griechenland, Irland und die Schweiz wollen auf mehr Windenergie setzen

Die Energiepreise nehmen inzwischen einen wichtigen Platz in den Debatten des Präsidentschaftswahlkampfes in Frankreich ein. Nun haben sich mehrere europäische Länder dafür entschieden, auf mehr Windkraft zu setzen. Dies ist etwa in Griechenland und Irland der Fall. Die Schweiz würde gerne nachziehen.

In Griechenland werden trotz starker Opposition immer mehr Windkraftanlagen gebaut.
Die Energiewende veranlasst die liberale griechische Regierung, massiv in Windkraftanlagen zu investieren. Die Bevölkerung in den betroffenen Regionen wehrt sich jedoch seit Jahren vehement dagegen. Überall im Land kommt es zu Demonstrationen gegen die Errichtung von Windkraftanlagen, die oft bis zu 120 Meter hoch sind.

In Agrafa, auch bekannt als die griechischen Alpen, einer Region von einzigartigem ökologischem Interesse, die als Natura 2000 eingestuft wurde, auf den Inseln Tinos, Andros, in Skyros, auf Kreta – wo mehr als 1.000 Windräder entstehen sollen – auf der Insel Ikaria haben die Einwohner ihre Ablehnung zum Ausdruck gebracht. Aber vor allem auf der Insel Euböa ist der Protest zu spüren. Fast 700 riesige Windräder, so weit das Auge reicht. Und mehrere Dutzend sollen in den kommenden Monaten noch gebaut werden.

#Windturbines in #Europe

Every green dot on this #map represents a #wind turbine. The brighter green areas represent a higher density of wind turbines.

Source: iPS Baltics https://t.co/GtZENKmZdT pic.twitter.com/WRDFKEdkWo

— Hellenic Wind Energy Association (@HWEA_ELETAEN) March 5, 2022

Warum aber entscheidet sich Griechenland dafür, Windkraftanlagen auf seinen Inseln mit hohem Tourismuspotenzial zu errichten? Die letzten Regierungen haben es mit den geltenden Umweltstandards nicht so genau genommen. Es werden Gebiete, die als Natura 2000 eingestuft und somit eigentlich geschützt sind, tendenziell ignoriert. Sogar archäologische Stätten werden beeinträchtigt, wie auf der Insel Andros. Denn es ist viel billiger, Windkraftanlagen auf Bergen und Anhöhen zu installieren als auf dem Meer.

Die Gegner von Windkraftanlagen fordern die Einhaltung von Umweltstandards. Sie sind nicht gegen Windkraftanlagen an sich, sondern gegen ihre Industrialisierung. Sie wollen sie nach den Bedürfnissen der Einwohner aufstellen, wie auf der Insel Tilos. Was die Regierung mit den Tausenden von Windrädern jedoch tut, ist laut ihren Gegnern, die Energie zu kommerzialisieren. Und der Widerstand ist so groß, dass die Regierung in letzter Zeit mehrere Lizenzen widerrufen und sechs Bergregionen unter besonderen Schutz stellen musste.

Irland versucht, die erzeugte Energie zu speichern.
In Irland hat sich die Regierung ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: 80% erneuerbare Energien bis 2030, doppelt so viel wie in Frankreich. Die irische Regierung setzt insbesondere auf die Speicherung der überschüssigen Energie, die von Windkraftanlagen in windreichen Zeiten erzeugt wird. So soll verhindert werden, dass fossile Brennstoffe in der Energieversorgung eine wichtige Rolle spielen.

In mehreren Buchten des Landes wird derzeit nach Möglichkeiten gesucht, die überschüssige Energie unter dem Meeresspiegel zu speichern. Denn bei fossilen Energieträgern ist es einfacher, das Energie-Angebot an die Nachfrage anzupassen. Man muss nur mehr produzieren, wenn die Nachfrage steigt, z. B. im Winter. Windkraftanlagen sind wetterabhängig. Irland sucht nach einem Weg, die große Menge an Energie, die während Zeiten starker Winde erzeugt wird, nicht zu verlieren. Umgekehrt soll der Strom aus Windkraft aber auch bei Windstille nicht ausgehen, wie es im letzten Sommer eineinhalb Monate lang der Fall war.

2020 was a year like no other – but it was also the year wind energy in Ireland did this:
36.3% of #electricity demand;
Number 1 power source in Q1 & Q4 2020;
8 new wind farms; planning for 7 and 600 MW into construction!#WorkInWind #WindCommunities #WindWorks pic.twitter.com/a8Bvk6zQD4

— Wind Energy Ireland (@WindEnergyIRL) February 23, 2021

Bis zum Ende des Jahrzehnts will man diese grüne Energie mehrere Wochen lang in Unterwasser-Salzkavernen in Form von Wasserstoff speichern können, einem Gas, das für das Transportwesen und die Industrie weiterverarbeitet werden kann. Und der Vorteil dieser Technik ist, dass sie im Gegensatz zur Speicherung in Batterien umweltfreundlich ist.

Der Anstieg der Energiepreise in den letzten Wochen – unter anderem aufgrund des Krieges in der Ukraine – hat den Übergang zu nachhaltigen Energiequellen noch dringlicher gemacht. Das Projekt zur Stromspeicherung wurde vor Beginn der russischen Invasion gestartet, doch jetzt macht es wirklich Sinn. Vor allem in einem Land wie Irland, das vom Meer umgeben ist und dem es daher kaum möglich ist, einen Austausch von grüner Energie zwischen zwei Ländern zu erreichen. Irland muss diese Probleme gewissermaßen alleine und vor seinen europäischen Nachbarn lösen.

Zu beachten ist auch, dass es in Irland keine Kernenergie gibt, diese ist dort illegal. Wenn das Land also aus den fossilen Brennstoffen aussteigen und den Anteil der erneuerbaren Energien bis 2030 verfünffachen will, muss es insbesonders auf die Speicherung setzen.

Die Windenergie in der Schweiz ist Gegenstand gerichtlicher Auseinandersetzungen.
Im Gegensatz zu den Beispielen aus Irland und Griechenland tritt die Schweiz im Moment auf der Stelle. Dort macht die Windenergie bisher nur 0,25 % der gesamten Stromerzeugung aus, mit 41 Windkraftanlagen, die über das ganze Land verteilt sind. Das ist wenig für ein Land, das bis 2050 CO2-neutral sein will und beschlossen hat, langfristig auf Atomkraft zu verzichten. Im Sommer kann sich die Schweiz auf ihre Wasserkraftstaudämme verlassen. Im Winter muss jedoch Strom aus den umweltschädlichen Kohle- und Gaskraftwerken in Deutschland importiert werden.

Windenergie ist neben der Solarenergie einer der Wege, wie die Schweiz ihre Ziele im Kampf gegen den Klimawandel einhalten und gleichzeitig ihre Energieautonomie sichern will. Wenn Windkraftanlagen strategisch so wichtig sind, warum steht die Schweiz im europäischen Vergleich so schlecht da?

Feu vert du Tribunal fédéral pour 8 éoliennes sur les hauts de Lausanne : Selon la Ville de Lausanne, elles s’élèveront d’ici 2026 dans les bois du Jorat et fourniront annuellement entre 55 et 70 mio. de kWh. https://t.co/hdRCGNBW5o pic.twitter.com/FLOAZdBVUU

— Suisse Eole (@SuisseEole) March 4, 2022

Ein Grund für die Verzögerung ist die Vielzahl an Gerichtsverfahren, die ebenso zahlreich sind wie die Windparkprojekte in der Schweiz. So dauerte es beispielsweise 23 Jahre, bis die sechs Windräder in Sainte-Croix wegen der vielen Gerichtsverfahren das Licht der Welt erblicken konnten.

Die Folge ist, dass Schweizer Unternehmen zehnmal mehr Windkraftanlagen im Ausland bauen als in der Schweiz, aber das könnte sich ändern. Die Behörden wollen die Klagemöglichkeiten einschränken. Sehr zum Leidwesen der Anwohnerverbände, die gegen Windkraftanlagen sind und von einer Verweigerung der Demokratie sprechen.

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