Ein neues Diskussionspapier, veröffentlicht von einem internationalen Forschungsteam der Utrecht University in Zusammenarbeit mit der Imperial College London in der Zeitschrift Science, wirft kritische Fragen über die Effektivität freiwilliger Emissionsziele von Unternehmen auf. Die Studie betont, dass diese Ziele nicht das einzige Maß für unternehmerisches Klimaengagement sein sollten und fordert eine Überarbeitung der Regularien zur Verbesserung von unternehmerischen Klimaaktionen.
Die Grenzen freiwilliger Emissionsziele
Die Autoren argumentieren, dass die Bewertung der Klimaambitionen von Unternehmen ausschließlich auf Basis ihrer Emissionsreduktionen insbesondere für aufstrebende Unternehmen, die an grünen Innovationen arbeiten, nicht sinnvoll ist. Dr. Yann Robiou Du Pont, der Hauptautor der Studie, merkt an: „Diese freiwilligen Unternehmensziele mögen bei der Reduzierung der Emissionen in den größten Unternehmen einige Fortschritte erzielt haben, doch unser Papier zeigt, dass dieser Ansatz nicht ausreicht, um den Unternehmenssektor anzuleiten, und nicht die alleinige Basis für die Beurteilung der Paris-Konformität von Unternehmen sein kann.“
Bevorzugung etablierter Großunternehmen
Das Papier erläutert, wie der aktuelle Ansatz, der von Initiativen wie der Science Based Targets Initiative (SBTi) unterstützt wird, größere, bereits etablierte Unternehmen bevorzugen kann. Diese Unternehmen können oft ihre derzeitigen Marktanteile an Emissionen beibehalten, was keine Kapazitäten für Emissionen aus den Aktivitäten neuer Unternehmen lässt. Dies behindert Innovation und verfälscht den Wettbewerb zuungunsten neuer Marktteilnehmer.
Notwendigkeit einer Überarbeitung der Regularien
Um das Spielfeld zu ebnen, schlagen die Autoren vor, dass Unternehmensklimaziele auf anderen Faktoren als nur Emissionsreduktionen basieren könnten, wie zum Beispiel der Emissionsintensität pro Einheit wirtschaftlicher oder physischer Ausstoß. Solche Ziele sind jedoch schwerer mit den Zielen des Pariser Abkommens in Einklang zu bringen, da sie keine absoluten Emissionsgrenzen setzen.
Die Rolle der Regulierung
Professor Joeri Rogelj, Mitautor der Studie und Direktor des Grantham Institute am Imperial College London, betont: „Unternehmen, die ihre eigenen individuellen Ziele setzen, riskieren eine Selbstzufriedenheit, die wir uns nicht leisten können. Das Fenster, um den Planeten auf 1,5°C Erwärmung zu halten, schließt sich rapide, und selbst um die Erwärmung deutlich unter der oberen Pariser Grenze von 2°C zu halten, benötigen wir jetzt konzertierte Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen. Freiwillige Unternehmensziele allein reichen nicht für eine schnelle globale Dekarbonisierung und sind sicherlich kein Ersatz für Regulierung.“
Fazit
Die Autoren folgern, dass Regierungen oder zwischenstaatliche Organisationen rechtliche Rahmenbedingungen einführen müssen, die auf einer Reihe von Indikatoren basieren, die beste Praktiken und Innovationen fördern, sowie strenge Anforderungen an die Transparenz jeglicher Bewertungen stellen. Diese Rahmenbedingungen könnten Werkzeuge wie CO2-Bepreisung, grüne Subventionen und nachfrageseitige Maßnahmen umfassen. Regulierungsbehörden sollten auch die Nützlichkeit der Produkte, die Unternehmen im Rahmen der grünen Transition produzieren, und nicht nur deren Emissionen berücksichtigen. In einem überarbeiteten Rahmen könnte der effizientere Solarpanel-Hersteller die Produktion nicht einschränken müssen, was die benötigte Innovation mit zukünftigen Spillover-Effekten ermöglicht.
Reference:
- Yann Robiou du Pont, Joeri Rogelj, Angel Hsu, Detlef van Vuuren, Andreas G. F. Hoepner. Corporate emissions targets and the neglect of future innovators. Science, 2024; 384 (6694): 388 DOI: 10.1126/science.adl5081