Hitze in Frankreich: “Sie ist ein Resultat des Klimawandels”

In Okzitanien wurden am Mittwoch mehr als 35 °C gemessen. Werden sich solche frühen Hitzeperioden in Zukunft häufen? Wird sich das Wetter in Frankreich ändern?

Im Rahmen des Klimawandels ist es leider zu erwarten, immer früher in der Saison immer wärmere Temperaturen zu haben, noch bevor der meteorologische Sommer am 1. Juni offiziell beginnt. Die große Hitze begann 2022 schon viel früher, nämlich um den 15. Mai herum.

Frankreich könnte auf den heißesten Mai in der Geschichte zusteuern.

Der Mai wird wahrscheinlich der heißeste Monat in der Geschichte Frankreichs sein, und zwar mit großem Abstand. Der bisher wärmste Mai wurde in Frankreich im Jahr 2011 gemessen, mit Temperaturen, die 1,8°C über dem Normalwert lagen. Für 2022 werden 3,3°C über Normaltemperatur erwartet. Von 1,8°C auf 3,3°C – das ist enorm.

Das ist sicherlich zum Teil auf den Klimawandel zurückzuführen. Von den +3,3°C Übertemperatur ist vielleicht 1°C auf den Klimawandel zurückzuführen und der Rest auf die normale Variabilität des Wetters in verschiedenen Jahren. Ein weiteres Zeichen für die Auswirkung des Klimawandels: Klimatologen stellen fest, dass die Monate Mai und September bis Anfang Oktober in Europa immer wärmer werden.

Klimatologen haben in der Vergangenheit nur vier ähnliche Hitze-Episoden gezählt: 2001, 2003, 2005 und 2017. Im Jahr 2003 war es besonders auffällig, die Hitze begann am 29. Mai und die Temperatur blieb bis Mitte August auf einem hohen Niveau. Vor Beginn des 21. Jahrhunderts wurde nie eine solche Hitzeperiode gemessen.

Abgesehen von 2003 sind die Hitze-Episoden von 2001, 2005 und 2017 weniger im Gedächtnis geblieben, weil sie kurz waren. Damals gab es drei bis vier sehr heiße Tage, nicht mehr. In 2022 wird Frankreich bis Montag, den 23. Mai, landesweit übermäßig heiße Temperaturen erleben, mit einer kleinen Erleichterung am Samstag.

Klimatologen warnen davor, dass solche Hitzeperioden im Frühjahr und Sommer immer häufiger auftreten können. Das hat zur Folge, dass Frankreich zu wenig Niederschläge sehen wird. Der Mai 2022 wird wahrscheinlich der regenärmste Mai in der Geschichte werden. Das ist sehr besorgniserregend.

Südfrankreich wird bald mit Temperaturen leben müssen, die man bisher aus Spanien kennt.

Es wird eine Verschiebung in den Breitengraden geben. Man will die globale Erwärmung weltweit auf 1,5 °C begrenzen. Insbesondere im Südwesten Frankreichs wurde dieser Wert bereits deutlich überschritten. Bis 2022 lag die höchste jemals in einem Monat Mai in Frankreich gemessene Temperatur bei 36°C auf Korsika. Die insgesamt höchste jemals in Frankreich gemessene Temperatur waren heisse 46°C im Jahr 2019 im Gard. Am Mittwoch, dem 18. Mai 2022 waren wir mit 35 °C nicht weit von den 36 °C entfernt. In den nächsten zehn Jahren wird man im Südwesten Frankreichs in einem Monat Mai wahrscheinlich 37/38°C erreichen.

Die Weltorganisation für Meteorologie hat am Mittwoch ihren Jahresbericht veröffentlicht. Der Präsident der WMO warnte, dass “die Zeit knapp wird” für kdie Rettung unseres Klimas. Das ist sehr beunruhigend!

Seit vielen Jahren ist bekannt, dass jede Entscheidung, die auf eine Begrenzung der Treibhausgasemissionen abzielt, eine Reihe von Jahren dauert, bevor ein positiver Effekt eintritt. Wissenschaftler weisen dringend darauf hin, dass wir sehr schnell handeln müssen, wenn wir nicht weltweit immer häufiger dramatische Dürreperioden erleben wollen. Es wird in diesem Jahr auch vielen betroffenen Menschen plötzlich klar, dass der Klimawandel und seine Auswirkungen unwiderruflich vor der eigenen Haustür angekommen ist.

In Indien und Pakistan steigen die Temperaturen derzeit auf über 50°C. Gibt es einen Zusammenhang mit der extremen Hitze in Frankreich?

Da sich Frankreich und Indien nicht auf derselben Seite des Planeten liegen, kann man keinen direkten Zusammenhang zwischen der Hitzewelle in Indien und den hohen Temperaturen in Frankreich herstellen. Indien steht derzeit unter dem Einfluss eines sehr statischen Hochdruckgebiets. Meteorologen sprechen von einer Hitzekuppel, einem Phänomen, das es schon fürher gab. Frankreich hat genau das im Jahr 2003 erlebt. Das Hochdruckgebiet blockiert alles und darunter befindet sich alles wie in einem  grossen Treibhaus ohne kühlende Winde und Regen. Frankreich befindet sich im Mai nicht in einer solchen Situation. Klassischerweise sieht man in Frankreich den Einfluss warmer Luft, die aus der Sahara kommt.

Allerdings gibt es auch für uns in Europa eine latente Gefahr: Wenn durch den Klimawandel der sogenannte Jetstream – starke Westwinde, die stetig um den den hohen Norden der Erdkugel wehen – zum Erliegen kommt, dann könnmen sich auch bei uns Hitzekuppeln und Tiefdrucklagen mit dauaerhaftem Starkregen festsetzen.

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