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Kann eine Jugendbewegung tatsächlich Einfluss auf globale Umweltpolitik nehmen? In Nizza sagen etwa hundert junge Menschen laut und deutlich: Ja!

Am 12. Juni 2025 überreichten sie ihr „Manifest der Jugend“ an internationale Entscheidungsträger – im Rahmen der dritten UN-Ozeankonferenz (UNOC3). Was sonst oft unter dem Radar bleibt, stand diesmal im Rampenlicht: der Wille einer Generation, die Zukunft der Meere mitzugestalten.

Vom Ideal zur Initiative

Was im Mai 2025 als „Kongress junger Ozeanengagierter“ begann, war mehr als nur ein Event. Es war ein Experiment gelebter Mitbestimmung. Junge Erwachsene zwischen 18 und 28 Jahren aus Frankreich und aller Welt trafen sich, nicht um zu reden – sondern um zu handeln.

Unterstützt von renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des CNRS, Ifremer, der Universität Côte d’Azur, des Instituts der Meere in Villefranche, der IRD und des Zentrums für Meereswissenschaften in Monaco entstand aus Workshops, Dialogen und Diskussionen ein Manifest mit Substanz.

Keine leeren Phrasen, kein diplomatischer Zuckerguss.

Inhalt mit Haltung

Im Mittelpunkt des Manifests stehen konkrete Forderungen, unter anderem:

  • Ein schrittweises Verbot von Einwegplastik
  • Ein sofortiger Stopp für den Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee
  • Stärkere gesetzliche Regelungen gegen industrielle Überfischung
  • Mehr Meeresschutzgebiete – weltweit
  • Und vielleicht am wichtigsten: Ozeanbildung als fester Bestandteil von Schulprogrammen

Klingt nach einer To-do-Liste für Politiker? Genau das ist es auch.

Aber das Manifest ist mehr als ein Forderungskatalog. Es zeigt, dass junge Menschen heute nicht auf morgen warten wollen – sie denken, planen und handeln längst.

Politische Bühne für junge Stimmen

Dass dieses Manifest nicht im stillen Kämmerlein versickert, dafür sorgte eine große Bühne: Die Präsentation fand direkt im Herzen der UNOC3 statt – im eigens in „La Baleine“ umbenannten Palais des Expositions. Unter den Zuhörerinnen: Elisabeth Borne, die französische Ministerin für Bildung, Hochschulen und Forschung, und Vertreter der UN.

Und das war kein bloßes Fototermin-Geklapper.

Die Jugendlichen forderten Klartext, und sie bekamen ihn – im Austausch mit Politiker:innen, Wissenschaftler:innen und Vertreter:innen von NGOs.

An Bord für den Wandel

Nach der Manifest-Präsentation verlagerte sich das Geschehen auf ein eher ungewöhnliches Podium: die Thalassa, ein Forschungsschiff der französischen Ozeanflotte. Dort trafen sich Jugendliche mit Forschenden, Journalist:innen und politischen Vertreter:innen zu einer offenen Runde.

Die Frage im Raum: Wie übersetzen wir wissenschaftliche Erkenntnisse besser in politische Entscheidungen?

Klingt trocken? War es nicht. Die Diskussion war lebendig, manchmal auch hitzig – aber vor allem geprägt von echtem Interesse auf beiden Seiten.

Ein Teilnehmer meinte augenzwinkernd: „Wenn die Wissenschaft Klartext spricht, müssen die Politiker halt auch mal schwimmen lernen.“

Zukunft mit Rückenwind

Der Spirit dieses Jugendkongresses soll nicht mit dem Konferenzende abebben. Ziel ist, das Manifest dauerhaft in den politischen Diskurs einzuspeisen – national und international.

Denn der Schutz der Ozeane braucht mehr als schöne Worte auf Hochglanzpapieren. Er braucht Mut, Wissen, Zusammenarbeit – und die unbequemen Fragen, die oft nur junge Menschen zu stellen wagen.

Wird das Manifest tatsächlich etwas bewegen? Das bleibt offen.

Aber was sich bereits verändert hat, ist die Wahrnehmung: Junge Stimmen sind keine netten Anekdoten mehr – sie sind unverzichtbarer Teil der Lösung.

Und genau das gibt Hoffnung.

Autor: Andreas M. Brucker