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Manchmal fragt man sich doch: Haben wir das Klima wirklich so krass aus dem Gleichgewicht gebracht? Oder ist das alles nur ein natürlicher Zyklus, wie ihn die Erde schon unzählige Male durchlebt hat?

Die Antwort liegt nicht im Kaffeesatz, sondern in harten Messdaten. Und zwar solchen, die wir neugierigen, hartnäckigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verdanken – Menschen, die über Jahrzehnte mit stoischer Geduld unser Klima beobachtet haben.

Was sagen uns diese Daten?

Kurz gesagt: Die Konzentration an Treibhausgasen – allen voran CO₂ – ist massiv gestiegen. Und zwar nicht einfach irgendwie, sondern in einem Ausmaß, das es so seit Millionen Jahren nicht gegeben hat.


Keelingkurve: Die wohl berühmteste Linie der Klimaforschung

Die Geschichte beginnt auf einem Vulkan – genauer gesagt auf dem Mauna Loa auf Hawaii. Dort installierten Roger Revelle und sein Schüler Charles David Keeling im Jahr 1958 ein Messgerät. Ziel: herausfinden, wie viel CO₂ in der Luft schwebt. Kein großes Tam-Tam, kein Applaus – einfach Wissenschaft im Stillen.

Doch was sie fanden, war alles andere als still.

Seit Beginn der Messreihe kletterte der CO₂-Wert von 315 ppm (parts per million) stetig nach oben. Heute kratzt er an der Marke von über 420 ppm – Tendenz: weiter steigend. Diese Linie, die Jahr für Jahr höher schnellt, wurde als „Keelingkurve“ weltberühmt. Und sie ist nicht einfach nur eine hübsche Grafik. Sie ist ein Weckruf – schon seit über 60 Jahren.


Die Erde erinnert sich – auch wenn wir’s vergessen wollen

Das Schöne an Gletschern? Sie quatschen nicht, aber sie erzählen. In ihren tiefgefrorenen Schichten lagern kleine Luftblasen, eingeschlossen vor Hunderten, Tausenden, ja sogar Millionen Jahren. Diese Blasen sind wie kleine Zeitkapseln – sie verraten uns, wie viel CO₂ damals in der Atmosphäre war.

Was haben Forscher also gemacht? Genau – sie haben gebohrt. Und zwar tief.

Aus Grönland, der Antarktis und anderen eisigen Gegenden wurden Eisbohrkerne geholt, die weit zurückreichen. Die Ergebnisse sind eindeutig: Vor Beginn der industriellen Revolution lag der CO₂-Wert bei unter 280 ppm. Heute? Wie gesagt – über 420. Das sind über 50 Prozent mehr in gerade mal rund 250 Jahren. Für planetare Maßstäbe ist das ein Wimpernschlag.


Aber… ist das CO₂ wirklich von uns?

Könnte ja auch sein, dass das aus natürlichen Quellen stammt, oder? Aus Vulkanen, Ozeanen, der Atmung von Tieren und Pflanzen? Klingt logisch – ist aber falsch.

Hier kommt die Isotopenanalyse ins Spiel. Klingt sperrig, ist aber genial. Kohlenstoff existiert nämlich in mehreren Varianten – sogenannten Isotopen. Zwei davon sind besonders wichtig: Kohlenstoff-12 (C-12) und Kohlenstoff-13 (C-13).

Fossile Brennstoffe, also uralte, tief in der Erde gespeicherte organische Materie, enthalten auffällig viel C-12. Wenn wir Öl, Gas und Kohle verbrennen, geben wir genau dieses Isotop in die Luft ab.

Das Spannende: Wissenschaftler messen seit Jahren ein sinkendes Verhältnis von C-13 zu C-12 in der Atmosphäre. Mit jedem Jahr wird der Anteil des leichteren Isotops größer. Und das geht nur, wenn der Kohlenstoff aus fossilen Quellen stammt – unserem Kohlehunger, unserem Autoverkehr, unseren Fabriken.

Ein echter „Kohlenstoff-Fingerabdruck“. Unverwechselbar. Und ziemlich belastend für uns.


Wer suchet, der findet – auch unangenehme Wahrheiten

Manchmal ist Wissenschaft wie Detektivarbeit. Man stellt Hypothesen auf, sucht Beweise, überprüft alles mehrfach. Und in diesem Fall sind sich die Klimaforscher weltweit einig wie selten: Der aktuelle CO₂-Anstieg geht zu über 95 Prozent auf menschliche Aktivitäten zurück.

Alle großen Klimadatenbanken, von der NASA bis zum IPCC, bestätigen das. Und es gibt keine einzige seriöse Studie, die das widerlegt. Klingt trocken? Mag sein. Aber diese Erkenntnis ist der Grundstein für alles, was wir über den Klimawandel wissen – und was wir dagegen tun müssen.


Noch Fragen?

Klar: Warum hören wir dann nicht einfach auf, weiter CO₂ auszustoßen? Was hindert uns daran, das Steuer endlich rumzureißen?

Tja – da kommen dann die echten Probleme ins Spiel. Wirtschaftliche Interessen. Politische Machtkämpfe. Kurzfristige Gewinne statt langfristiger Verantwortung. Und manchmal schlicht Ignoranz.

Aber: Es gibt auch Hoffnung. Technologien für saubere Energie, internationale Klimavereinbarungen, zivilgesellschaftlicher Druck – all das wächst. Noch ist der Zug nicht abgefahren. Aber er fährt verdammt schnell.


Und die Moral von der Geschicht’?

Nein, wir sind nicht unschuldig. Die Fingerabdrücke auf der Klimawaffe sind eindeutig unsere. Aber wir haben auch das Wissen – und damit die Verantwortung – diesen Lauf der Dinge zu ändern.

Der CO₂-Anstieg ist messbar, belegbar und nachweislich von Menschen gemacht. Wer das heute noch leugnet, hat entweder nicht zugehört oder will’s nicht hören.

Und ganz ehrlich – was hindert uns jetzt noch daran, endlich anzufangen?


Im nächsten Artikel geht es um die Frage, wie stark sich die Erdoberfläche tatsächlich erwärmt – und welche Beweise es dafür gibt.

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