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Der 29. August 2021. Ein Datum, das in den USA nicht so schnell vergessen wird. Heute trifft Hurrikan Ida mit voller Wucht auf die Küste von Louisiana. Mit Windgeschwindigkeiten von über 240 Stundenkilometern und meterhohen Sturmfluten. Ida ist kein gewöhnlicher Sturm – sondern ein weiterer Beweis dafür, dass die Klimakrise keine abstrakte Zukunft mehr ist. Sie ist da. Jetzt.

Und genau deshalb lohnt ein Rückblick auf das, was wir in den letzten Artikeln dieser Serie gelernt haben.


1. Artikel: CO₂ – Der Fingerabdruck des Menschen

„Sind wir Menschen überhaupt verantwortlich für den Klimawandel?“ Diese Frage stand am Anfang.

Die Antwort: Ja. Ohne jeden Zweifel.

Messungen der sogenannten Keeling-Kurve zeigen seit 1958 einen ungebrochenen Anstieg von CO₂ in der Atmosphäre. Und die Isotopenanalyse von Kohlenstoff beweist: Der überwiegende Teil stammt aus der Verbrennung fossiler Energieträger. Es ist der leichte Kohlenstoff-12, nicht der schwerere, natürlich vorkommende Kohlenstoff-13, der sich immer weiter in der Atmosphäre anreichert.

Kurz gesagt: Der Anstieg ist menschengemacht. Punkt.


2. Artikel: Oben kalt, unten heiß – Der vertikale Beweis

Wie belegen wir, dass sich die Erde tatsächlich erwärmt?

Satellitendaten und Ballonmessungen zeigen: Die untere Atmosphäre (Troposphäre) wird wärmer. Die obere (Stratosphäre) wird kälter. Genau so, wie es der Treibhauseffekt vorhersagt.

Das ist kein Zufall – sondern ein typischer Fingerabdruck. Die Wärme bleibt gefangen, wird nicht mehr ins Weltall abgestrahlt. Unten wird’s gemütlich heiß – oben eiskalt.


3. Artikel: Wärmere Ozeane – Stärkere Stürme

Der Ozean ist nicht nur blau, sondern auch träge. Er speichert Wärme langsam, aber nachhaltig. Und diese gespeicherte Wärme führt zu einem unumkehrbaren Trend: Der Meeresspiegel steigt – und wird es noch über Jahrhunderte tun.

Gleichzeitig sorgt das warme Oberflächenwasser für mehr Energie in der Atmosphäre. Tropische Wirbelstürme wie Patricia, Winston, Irma – und jetzt Ida – werden heftiger und zerstörerischer.

Die Formel der Wissenschaft: 1 Grad wärmeres Meer = 7 % mehr Windgeschwindigkeit = 23 % mehr Zerstörungskraft.

Möchte irgendjemand das freiwillig erleben?


4. Artikel: Mehr Regen, mehr Dürre – wie passt das zusammen?

Die Antwort: Es ist kompliziert. Aber auch logisch.

Ein wärmerer Planet speichert mehr Feuchtigkeit. Das heißt: Wenn es regnet – dann oft zu viel, zu schnell, zu heftig. Gleichzeitig führt die Erwärmung der Böden zu mehr Verdunstung – selbst in Regionen, in denen der Niederschlag leicht zunimmt.

Ergebnis: Mehr Überschwemmungen – und mehr Dürren.

Ja, beides gleichzeitig. Willkommen im neuen Klima.


5. Artikel: Schmelzendes Eis – ein Abschied in Zeitraffer

Meereis, Gletscher, Eisschilde – sie alle verlieren an Masse. Und zwar dramatisch.

Das arktische Meereis schrumpft, das mehrjährige Eis stirbt aus, Gletscher in Gebirgen weltweit ziehen sich zurück. Besonders besorgniserregend: Auch die großen Eisschilde in Grönland und der Antarktis verlieren bereits heute massiv an Eis – früher und schneller als es die Klimamodelle vorausgesagt haben.

Was bedeutet das? Mehr Eisverlust = mehr Meer = mehr Risiko.

Wer heute an den Küsten baut, baut vielleicht schon bald unter Wasser.


6. Artikel: Die Geschichte lügt nicht – CO₂ und Temperatur sind immer verbunden

„Aber das Klima hat sich doch schon immer verändert!“ – Ja, das stimmt. Aber es gab noch nie eine so schnelle Veränderung wie heute.

Was früher Millionen Jahre dauerte, passiert heute in Jahrzehnten. Und die Auswirkungen betreffen nicht nur Natur – sondern Gesellschaften, Wirtschaft, Leben.

Rekonstruktionen aus Baumringen, Eisbohrkernen, Korallen und Sedimenten zeigen: Die Erwärmung der letzten 150 Jahre ist beispiellos. Das ist keine Vermutung. Das ist Fakt. Die sogenannte Hockeyschläger-Kurve beweist es eindrucksvoll.


Ida – ein Sturm als Mahnung

Dass dieser Rückblick ausgerechnet an dem Tag erscheint, an dem Hurrikan Ida die Küste trifft, ist kein Zufall. Es ist ein bitterer Zufall. Einer, der uns erneut zeigt, wie real, wie gegenwärtig und wie zerstörerisch der Klimawandel bereits ist.


Was bleibt – außer Alarm?

Unsere Artikelreihe ist kein Science-Fiction-Skript. Sie ist eine Zusammenfassung dessen, was wir heute wissen. Und ein Versuch, Wissen zu teilen, das Hoffnung machen kann – wenn wir handeln.

Denn eines ist sicher: Die Unsicherheit ist nicht unser Verbündeter. Wer darauf hofft, dass es „vielleicht doch nicht so schlimm wird“, setzt auf das falsche Pferd. Die Daten sprechen eine klare Sprache. Und sie sprechen lauter als je zuvor.


Weiter geht’s…

Am Mittwoch folgt der dritte Teil unserer Serie: Wie Klima- und Wettermodelle funktionieren – und warum in ihren kleinsten Variablen das Schicksal ganzer Regionen liegen kann.

Bleibt wachsam. Bleibt neugierig. Und bleibt hoffnungsvoll – aber realistisch.

Und drücken wir gemeinsam die Daumen, dass Ida nicht das Trauma bringt, das sie andeutet.


Quellen:

  • IPCC (2014): Climate Change 2014 – Synthesis Report
  • National Climate Assessment (2018), Chapter 2
  • Mann, M. E. et al. (1999): Northern hemisphere temperatures during the past millennium
  • Mann, M. E. et al. (2017): Record temperature streak bears anthropogenic fingerprint

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