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Die Wissenschaft ist sich einig: Die Zeit, um zu handeln, wird knapp. Und die neuesten Klimamodelle zeichnen ein klares Bild – oder besser gesagt: mehrere Bilder. Denn unsere Zukunft hängt davon ab, welchen Weg wir einschlagen.

Aber was heißt das konkret?


Ein Blick in die Zukunft braucht mehr als nur Prognosen

Bevor man sich fragt, wie sich das Klima verändern wird, muss man erst klären, was wir überhaupt annehmen: Bleiben wir auf unserem bisherigen Kurs? Oder setzen wir auf radikale Transformation?

Genau hier setzen die Szenarien des Weltklimarats (IPCC) an – sogenannte RCPs, die „Repräsentativen Konzentrationspfade“. Diese beschreiben, wie viel Strahlungsenergie durch Treibhausgase zusätzlich auf der Erde bleibt – gemessen in Watt pro Quadratmeter – je nachdem, wie wir uns in Zukunft verhalten.


Vom besten Fall zum Desaster – die vier RCP-Szenarien

Die IPCC-Szenarien reichen von RCP 2.6 (Best Case) bis RCP 8.5 (Worst Case). Jedes dieser Szenarien stellt eine mögliche Zukunft dar – abhängig von unserem Handeln.

  • RCP 2.6: Der Idealzustand. Die Emissionen sinken sofort und drastisch. Die Erwärmung bleibt knapp unter 2 Grad. Realistisch? Leider kaum noch – aber nicht völlig ausgeschlossen.
  • RCP 4.5 & 6.0: Moderate Szenarien. CO₂-Emissionen steigen noch, stabilisieren sich aber später. Die globale Erwärmung liegt bei 2,5 bis 3 Grad – ein gefährlicher Bereich.
  • RCP 8.5: „Business as usual“. Wir machen einfach weiter wie bisher. Die Temperatur steigt bis Ende des Jahrhunderts um 4 bis 5 Grad. Das wäre ein Szenario voller Kipppunkte, Dürren, Hungersnöte und Klimamigration. Und ja – lange Zeit galt dieses Szenario als wahrscheinlichstes.

Und was heißt das in der Praxis?

1 Grad mehr Erwärmung =
7 % stärkere Stürme
23 % mehr Zerstörungskraft

Was glaubst du, was bei 3 oder 4 Grad passiert?


Die Modelle zeigen: Wir stehen vor einer Weichenstellung

Und es ist keine Übertreibung: Wir entscheiden jetzt, ob wir einen bewohnbaren Planeten für die kommenden Generationen sichern – oder ob wir uns auf ein Jahrhundert der Katastrophen vorbereiten müssen.

RCP 2.6 fordert sofortige Emissionsreduktionen und weitreichende Maßnahmen: in der Energieversorgung, beim Verkehr, in der Landwirtschaft und im Konsumverhalten. Alles andere? Ist eine Einladung zur Eskalation.


Und was sagt der aktuelle Stand?

Laut IPCC (2018) hat die Menschheit den Planeten bereits um etwa 1 Grad Celsius erwärmt. Die Marke von 1,5 Grad könnten wir schon zwischen 2030 und 2050 überschreiten – je nachdem, was wir heute tun.

Einige Studien halten selbst das für zu optimistisch. Sie gehen davon aus, dass wir die 2-Grad-Grenze bereits in der Mitte des Jahrhunderts reißen könnten.

Und damit wäre das RCP-4.5-Szenario schon nicht mehr haltbar.


Was auf dem Spiel steht

Extreme Wetterereignisse. Ernteausfälle. Überschwemmte Küstenstädte. Millionen auf der Flucht. Und eine Welt, die sich politisch, wirtschaftlich und sozial immer mehr destabilisiert.

Noch Fragen, warum die Klimakrise nicht nur ein Umweltthema ist?


Wird das alles teuer? Ja. Aber Nichtstun wird teurer. Viel teurer.

Die Umstellung auf eine klimaneutrale Gesellschaft kostet Geld – keine Frage. Aber die Schäden, die bei einem ungebremsten Klimawandel entstehen, würden ein Vielfaches davon verschlingen.

Ganz zu schweigen von den Chancen, die in der Transformation liegen: neue Technologien, neue Arbeitsplätze, mehr Unabhängigkeit, mehr Lebensqualität.


Also: Was dürfen wir wählen?

⛔ RCP 8.5 – weiter wie bisher – und wir fahren die Erde vor die Wand.
⚠️ RCP 6.0 – moderate Bremse – reicht wahrscheinlich nicht.
✅ RCP 2.6 – mutiger Kurswechsel – spät, aber vielleicht nicht zu spät.

Die Entscheidung liegt bei uns – bei Regierungen, Unternehmen, aber auch bei jedem Einzelnen.


Noch fährt der Zug. Aber er rollt schnell. Sehr schnell.

Und das Fenster, um auf die Bremse zu treten, wird immer kleiner.

Quellen:

  • IPCC (2014): Climate Change 2014 – Synthesis Report
  • IPCC (2018): Global Warming of 1.5°C – Special Report
  • Mann et al. (1999, 2017): Geophysical Research Letters

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