Klingt paradox, oder? Während es am Boden immer heißer wird, friert sich die Stratosphäre da oben im Himmel den sprichwörtlichen Hintern ab. Muss man sich da Sorgen machen?
Spoiler: Ja. Und zwar aus gutem Grund.
Diese Temperaturunterschiede sind keine zufällige Laune der Natur. Sie sind vielmehr ein Fingerabdruck – ein wissenschaftlicher Beweis, dass der Mensch das globale Klima beeinflusst. Und dass dabei mehr als nur ein Thermometer rot wird.
Temperaturen auf Weltreise – seit über 140 Jahren
Also, wie können wir überhaupt sicher sein, dass sich die Erde erwärmt? Wer sagt denn, dass das nicht einfach ein Ausreißer ist – so wie ein heißer Sommertag im April?
Die Antwort liegt in Daten. Und zwar richtig vielen davon.
Seit den 1880er Jahren messen wir kontinuierlich die Temperaturen auf der Erde. Ob auf Inseln, in Städten, auf Schiffen oder in der Arktis – überall wurden Messstationen eingerichtet. Tausende davon. Diese Daten liefern ein lückenloses Thermometer-Protokoll der Erde – ein globales Logbuch der Hitze.
Und was zeigen diese Daten? Ganz klar: Die Temperaturen steigen. Global. Gleichmäßig ist es zwar nicht – aber der Trend ist eindeutig.
NASA zeigt’s uns in Farbe: Die Erde heizt sich auf
Das Goddard Institute for Space Studies der NASA hat daraus eine beeindruckende Animation gebaut. Ein Film, in dem sich die Erde über Jahrzehnte hinweg verfärbt – von kühlblau zu glutheiß.
Erst zaghaft, dann immer schneller.
Man sieht: Die Arktis brennt (bildlich gesprochen), der tropische Pazifik schwankt zwischen warm und kalt – typisch El Niño und La Niña. Doch unterm Strich: Das globale Thermometer klettert. Und zwar immer höher.
Die Erde hat sich seit dem späten 19. Jahrhundert um gut 1,1 Grad Celsius erwärmt. Klingt nach wenig? Im Weltklima ist das eine echte Wucht. Zum Vergleich: Der Unterschied zwischen einer Eiszeit und einer Warmzeit liegt nur bei rund 4 bis 5 Grad.
Der Albedo-Effekt: Wenn das Eis schmilzt, wird’s richtig heiß
Ein besonders gefährlicher Prozess spielt sich an den Polen ab. Dort wirkt ein Teufelskreis, der seinen Namen verdient: der Eis-Albedo-Effekt.
Eis und Schnee reflektieren Sonnenlicht – wie ein riesiger Spiegel im All. Doch je mehr Eis schmilzt, desto mehr dunkler Boden oder Meer wird freigelegt. Und diese Flächen schlucken das Sonnenlicht – statt es zu reflektieren. Ergebnis: Noch mehr Erwärmung. Noch mehr Schmelze.
Ein Rückkopplungseffekt, der uns schneller in die Klimakrise treibt, als uns lieb ist.
Fingerabdruck in der Atmosphäre: Troposphäre vs. Stratosphäre
Aber der vielleicht deutlichste Hinweis auf den menschengemachten Klimawandel kommt von weit oben. Aus der Atmosphäre.
Wissenschaftler haben über Jahre hinweg Temperaturen in verschiedenen Höhen gemessen – mit Wetterballons und Satelliten. Und das Ergebnis ist verblüffend:
Unten, in der Troposphäre, steigen die Temperaturen. Dort, wo wir leben, wo Wolken ziehen und Wetter entsteht, wird es wärmer.
Doch oben, in der Stratosphäre, passiert das Gegenteil. Dort kühlt sich die Luft ab.
Warum ist das so?
Wären natürliche Ursachen wie Vulkane oder Sonnenzyklen für die Erwärmung verantwortlich, würde sich beide Schichten erwärmen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Und genau das ist der „Smoking Gun“ – der Beweis für den Treibhauseffekt.
Denn: Treibhausgase wie CO₂ halten die Wärme in der unteren Atmosphäre zurück. Die Strahlung der Erde wird nicht mehr komplett in den Weltraum abgegeben – sie bleibt gefangen. Und oben? Da kommt einfach nichts mehr an. Also: Es wird kälter.
Wie ein Kriminalfall – mit eindeutigen Beweisen
Klimaforscher arbeiten manchmal wie Kriminalisten. Sie suchen nach Spuren, nach Mustern, nach Ursachen. Und die Temperaturverteilung in der Atmosphäre ist wie ein Fingerabdruck am Tatort.
Der CO₂-Fingerabdruck, den wir schon im ersten Artikel entdeckt haben, passt perfekt zu diesem Bild. Die Erwärmung unten und die Abkühlung oben – das ist kein Zufall. Es ist der klare Beweis für einen menschengemachten Eingriff in das Klimasystem.
Da fragt man sich doch: Wie viele Beweise braucht es eigentlich noch?
Fazit ohne Fazit: Wo stehen wir?
Die Erde wird wärmer – das steht außer Frage. Und zwar nicht wegen eines Launenhaften Klimas, sondern wegen uns.
Die Polkappen tauen. Die Stratosphäre friert. Die Luft unten heizt sich auf. All das zusammengenommen ergibt ein klares Bild – und ein noch klareres Signal: Wir müssen handeln. Nicht irgendwann. Sondern jetzt.
Warten wir weiter, wird die Natur uns keine Zeit mehr geben, noch mehr Fingerabdrücke zu sammeln. Dann ist die Tür zu. Und die Hitze bleibt drinnen.