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Es rauscht, es glitzert, es lebt – und es stirbt. Unsere Ozeane, Sinnbild unendlicher Weite und Ursprungsort allen Lebens, stehen am Abgrund. Was sich täglich unter der schimmernden Oberfläche abspielt, hat längst nichts mehr mit maritimer Romantik zu tun. Müll, Hitze, Raubbau – die Bedrohungen sind real. Und sie nehmen zu.

Ein Meer aus Plastik und Problemen

Alle 60 Sekunden landet das Equivalent eines Müllwagens an Plastik im Meer. Das ist keine bildhafte Übertreibung – das ist Statistik. Schildkröten verwechseln Tüten mit Quallen, Wale stranden mit Mägen voller Kunststoff, Korallenbleichen breiten sich aus wie ein Virus. Die Liste ist lang – und macht wütend.

Noch düsterer wird es, wenn wir über Fisch sprechen. Die Meere werden leergefischt, ganze Arten kollabieren. Für Millionen Menschen, besonders im globalen Süden, bedeutet das: leere Teller und verlorene Lebensgrundlage. Und was ist mit dem CO₂? Rund 30 Prozent der weltweiten Emissionen puffern die Ozeane – eine unsichtbare Heldentat. Doch diese Pufferkapazität gerät ins Wanken. Die Folge: Versauerung, Temperaturanstiege, gestörte Meeresströme.

Klingt alarmierend? Ist es auch.

Hoffnung auf hoher See – was global geschieht

Bei der UN-Ozeankonferenz in Nizza weht nun ein frischer Wind durch die verstaubten Säle der internationalen Umweltpolitik. António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, redete Tacheles: Schluss mit dem Plündern – es braucht Schutz, und zwar jetzt.

Das Ziel? 30 Prozent der Ozeane bis 2030 unter strengen Schutz stellen. Die „30×30“-Vision ist ambitioniert – und notwendig. Denn weniger als 8 Prozent der Meere stehen derzeit unter Schutz. Viele dieser Schutzgebiete findet man allerdings eher auf dem Papier als in der Realität.

Spannend wird es auch mit dem Hochsee-Abkommen von 2023. Es ermöglicht, weit draußen – jenseits der Landesgrenzen – Meeresschutzgebiete zu schaffen. Noch ist das Abkommen nicht in Kraft, es fehlt die Ratifizierung von 60 Staaten. Aber hey: Der Weg ist geebnet – das jedenfalls sagt Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.

Action, Baby – NGOs machen Druck

Es sind nicht nur Staaten, die in die Gänge kommen. Organisationen wie The SeaCleaners machen das, was wir uns oft wünschen: einfach mal machen! Der Katamaran „Manta“ etwa – kein Märchenschiff, sondern Hightech-Sammler für Meeresmüll – fährt bald durch verschmutzte Gewässer, saugt, sortiert, recycelt. So einfach, so genial.

Oder Sea Shepherd – legendär, radikal, effektiv. Diese Crew geht dahin, wo es weh tut: in die Kampfzonen illegaler Fischerei. Mit Booten, Drohnen und Kamera dokumentieren sie Umweltverbrechen – und retten Leben im Ozean. Klingt nach Abenteuerfilm? Ist Realität.

Frankreich – mehr als nur Küste

Mit der zweitgrößten Meeresfläche der Welt trägt Frankreich besondere Verantwortung. Präsident Emmanuel Macron nannte die Tiefseebergbaupläne unverblümt „ökologischen Wahnsinn“ – und forderte ein Moratorium. Bravo!

Zudem kündigte Frankreich Einschränkungen für zerstörerisches Grundschleppnetzfischen an. Endlich! Denn diese Praxis pflügt den Meeresboden wie ein Bulldozer – alles Leben wird umgemäht.

Und wir? Wir sind Teil der Lösung!

Du denkst, du kannst nichts tun? Irrtum. Schon kleine Verhaltensänderungen wirken – wie Tropfen auf einen heißen Stein, die aber irgendwann einen Ozean füllen:

  • Mehrweg statt Einweg – schont Umwelt und Geldbeutel.
  • Zertifizierter Fisch – lieber selten, aber nachhaltig.
  • Müll sammeln beim Strandspaziergang – einfach machen.
  • Reden! Erzählen! Teilen! Sensibilisierung ist ansteckend.

Wer die Meere liebt, schützt sie – auch vom Festland aus.

Zwischen Frust und Hoffnung

Manchmal sitzt der Frust tief – so viel Zerstörung, so viel Ignoranz. Aber dann liest man von Menschen, die aufbrechen, um das Ruder rumzureißen. Die ihre Zeit, ihr Geld, ihre Kraft einsetzen. Für das Meer. Für uns alle.

Und man merkt: Es ist nicht zu spät.

Was, wenn wir einfach aufhören, die Natur als Gegner zu sehen? Was, wenn wir die Ozeane nicht als Ressourcenlager, sondern als Mitbewohner betrachten? Dann könnte aus diesem Chaos ein neuer Anfang entstehen.

Wirst du Teil davon sein?

Von Andreas M. Brucker