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Donald Trump will die USA wieder zur Energie-Supermacht machen – mit günstiger Energie für alle und einer dominierenden Stellung auf dem Weltmarkt. So weit die Theorie. In der Praxis wirkt seine jüngste Maßnahme eher wie ein Eigentor.

Mit neuen, teils drastischen Importzöllen will Trump den Außenhandel umkrempeln. Doch die Folgen treffen auch den Energiesektor – und zwar quer durch die Bank. Egal ob Öl, Gas, Windkraft oder Batterietechnologie: Die Verunsicherung ist riesig, die Rechnungen werden höher. Wie passt das mit dem Ziel zusammen, Energie billiger zu machen?


Zölle, überall Zölle

25 Prozent auf alles aus Mexiko und Kanada. 10 Prozent auf Waren aus China. Und besonders scharfe Maßnahmen gegen Importe aus der EU. Was nach einem wirtschaftspolitischen Hammerschlag klingt, ist genau das – mit direkten Auswirkungen auf die Energiebranche. Zwar sind Öl und Gas formal von den Zöllen ausgenommen, aber das entpuppt sich schnell als bloßer Trostpreis.

Denn: Was nutzt günstiges Rohöl, wenn die Ausrüstung für Bohranlagen, Pipelines oder Raffinerien durch Importzölle deutlich teurer wird? Die Industrie ächzt bereits jetzt unter höheren Stahlpreisen. Und das Vertrauen in stabile Rahmenbedingungen? Na ja – das schwindet zusehends.


„Drill, baby, drill“? Eher „Stopp, wir müssen rechnen“

Energieunternehmen aus Texas, Louisiana und anderen Staaten melden sich zunehmend kritisch zu Wort. Es fehle an Planbarkeit, langfristige Investitionen würden durch die erratische Handelspolitik zur Zitterpartie. Ein Umfrageergebnis brachte es auf den Punkt: „Die Zölle und das Chaos machen den ganzen Sektor unberechenbar – ein Bohrprojekt dauert Jahre, wie sollen wir da kalkulieren?“ Gute Frage.

Dazu kommt die Sorge, dass Länder wie China oder die EU ihrerseits mit Gegenmaßnahmen auf Trumps Zölle reagieren – und genau die US-Energieexporte treffen könnten, die Trump eigentlich stärken will. Was ist also der Plan?


Erneuerbare im Gegenwind

Noch härter trifft es den grünen Teil der Energiewirtschaft. Windräder bestehen aus tausenden Bauteilen – viele davon stammen aus Europa, Mexiko, Vietnam oder Indien. Die neuen Zölle könnten die Kosten für eine einzelne Turbine um bis zu zehn Prozent erhöhen. Solaranlagen und Batteriespeicher? Ebenfalls betroffen.

Vor allem bei großflächigen Batteriespeichern, die für die Netzstabilität gebraucht werden, ist der Effekt gravierend. Zwei Drittel der importierten Lithium-Ionen-Batterien kommen aus China – nun mit über 60 Prozent Einfuhrabgabe. Wie sollen Kommunen, Stadtwerke oder Privatpersonen da noch mit der Energiewende Schritt halten?


Ein Handelsschock mit Langzeitwirkung

Trump selbst präsentiert die Zölle als Befreiungsschlag. Doch an den Energiemärkten hat sich binnen Stunden das Gegenteil gezeigt. Ölpreise sackten ab, Anleger zogen sich zurück, Unsicherheit breitete sich aus. Und obwohl fossile Brennstoffe teilweise verschont wurden, bleibt die Frage im Raum: Was bringt ein kurzfristiger Preisvorteil, wenn langfristig die Produktion stockt?

Auch innerhalb der OPEC wurden daraufhin überraschende Produktionsanpassungen vorgenommen – ein Signal, dass der globale Energiemarkt zunehmend unberechenbar wird. Die Trump’sche Handelspolitik spielt dabei den Part des sprunghaften Joker-Spielers, der das ganze Spielgeschehen auf den Kopf stellt.


Der Traum von der grünen Konkurrenz zu China – geplatzt?

Ein weiterer Nebeneffekt: Trumps Kurs könnte die Bemühungen der Vorgängerregierung, eine eigenständige grüne Industrie in den USA aufzubauen, zum Stillstand bringen. Wer jetzt in den Aufbau von Solarfabriken oder Windkraftproduktion investieren wollte, wird zweimal nachrechnen – und sich vielleicht doch lieber zurückziehen.

Gleichzeitig dürfte China seine Rolle als globaler Lieferant für grüne Technologie weiter festigen. Länder wie Pakistan oder Brasilien könnten gezielt auf chinesische Anbieter setzen – und die USA außen vor lassen. Wer hier dominiert, scheint sich langsam zu verschieben.


Was bleibt unterm Strich?

Ein großer Plan, der auf dem Papier nach Stärke klingt, entpuppt sich in der Realität als Bumerang. Die Zölle treffen fast alle Teile des Energiemarkts. Sie erhöhen Kosten, schaffen Unsicherheit und bremsen Innovation. Sowohl fossile als auch erneuerbare Branchen stehen vor einem Dilemma – und zwar einem hausgemachten.

Wie lange lassen sich Investoren, Unternehmen und Verbraucher das gefallen? Wann platzt der Knoten zwischen Wunschdenken und wirtschaftlicher Realität?

Und noch eine Frage drängt sich auf: Wäre nicht gerade jetzt der Moment, den Aufbau einer widerstandsfähigen, grünen Infrastruktur zu beschleunigen – anstatt ihn durch Zölle zu behindern?

Was Trump hier lostritt, ist ein riskantes Spiel. Die Wette auf kurzfristige politische Punkte könnte langfristig nicht nur die Energiewende, sondern auch die wirtschaftliche Stabilität kosten.

Von Andreas M. B.