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Wenn das Eis geht, kippt das Klima

Die Arktis – einst Inbegriff ewiger Kälte, massiver Eismassen und unberührter Natur. Doch was hier oben passiert, geht uns alle an. Der neueste Bericht des iC3 Polar Research Hub, geleitet von Jochen Knies, zeigt eindrücklich: Das Schmelzen der Kryosphäre – Gletscher, Meereis, Permafrost – bringt nicht nur das Eis zum Schwinden, sondern auch den globalen Kohlenstoffkreislauf ins Straucheln.

Klingt weit weg? Denk nochmal nach. Was in den arktischen Fjorden passiert, spiegelt sich direkt im Klimasystem der gesamten Erde wider.


Kohlenstoffsenken auf dünnem Eis

Nehmen wir den Kongsfjorden auf Spitzbergen: Dieser arktische Fjord ist eigentlich ein Paradebeispiel für eine funktionierende Kohlenstoffsenke. Hier binden Phytoplankton und andere Organismen CO₂ aus der Atmosphäre und lagern es langfristig in Sedimenten ab.

Doch das Bild verändert sich dramatisch:

  • Schmelzendes Eis bringt massive Mengen Süßwasser ins Meer.
  • Phytoplankton-Gemeinschaften wandeln sich – weniger Vielfalt, weniger Effizienz bei der CO₂-Bindung.
  • Nährstoffzufuhr stockt, weil sich die Schichtung der Wassersäule verändert.

Kurz gesagt: Die Fjorde binden weniger CO₂ – und das hat Folgen.


Nahrungsketten unter Druck: Das Leben im Meer kämpft mit

Phytoplankton mag winzig sein – doch ohne sie läuft in den Meeren gar nichts. Sie sind der Anfang der Nahrungskette. Wenn sich ihre Zusammensetzung oder Produktivität verändert, hat das direkte Auswirkungen auf Fische, Meeressäuger und Vögel.

Aber es kommt noch dicker: Weniger Kohlenstoffbindung bedeutet mehr CO₂ im Wasser – und das versauert die Ozeane. Das macht es für Muscheln, Korallen und viele andere Arten schwieriger, Kalkschalen zu bilden. Ein Teufelskreis.


Was in der Arktis passiert, bleibt nicht in der Arktis

Die Arktis erwärmt sich viermal schneller als der Rest der Welt. Klingt nach einem lokalen Problem? Fehlanzeige. Das hat globale Konsequenzen:

  • Weniger Kohlenstoffbindung verstärkt den globalen Treibhauseffekt.
  • Die Wetterextreme nehmen zu – auch bei uns. Dürren, Starkregen, Hitzewellen: Die Veränderungen in der Arktis beeinflussen das Klima in mittleren Breitengraden massiv.

Man könnte sagen: Die Arktis ist das Fieberthermometer unseres Planeten – und es schlägt Alarm.


Was jetzt?

Der Bericht lässt keinen Zweifel: Die Veränderungen in der Kryosphäre sind ein Weckruf. Wir müssen den CO₂-Ausstoß radikal senken.

Doch damit allein ist es nicht getan:

  • Forschung intensivieren: Wir müssen besser verstehen, wie Fjorde und Meereis in den Kohlenstoffkreislauf eingebunden sind.
  • Globale Kooperation stärken: Die Arktis gehört uns allen – also tragen auch alle Verantwortung.
  • Schutz der arktischen Ökosysteme: Gerade jetzt, wo sie am verletzlichsten sind.

Ein Gedanke zum Schluss

Der Kollaps der Kryosphäre ist mehr als ein wissenschaftlicher Begriff – er ist das sichtbare Zeichen dafür, wie eng das Schicksal des Eises mit unserem Leben verwoben ist. Wenn wir das Schmelzen nicht bremsen, schmelzen mit ihm unsere Chancen auf eine stabile Zukunft.

Frage an uns alle: Wann wird aus diesem Wissen endlich entschlossenes Handeln?