Strom für Fliegen billiger als für Wohnen? Ernsthaft?
Klingt wie ein schlechter Scherz – ist aber Realität. Haushalte in der EU zahlen im Schnitt dreimal so viel für ihren Strom wie die Industrie für die Herstellung von synthetischen Flugkraftstoffen, den sogenannten E-Fuels. Während du also überlegst, wie du die nächste Stromrechnung bezahlst, wird im Hintergrund der saubere Treibstoff für Flugzeuge zum Schnäppchenpreis produziert.
Eine neue Studie im Fachjournal Climate Policy deckt diese Schieflage auf – und sie hat es in sich. Denn hier geht’s nicht nur um Zahlen, sondern um die Frage: Für wen funktioniert unsere Energiepolitik eigentlich?
Die nackten Zahlen: 194 Euro gegen 65,5 Euro
- Haushaltsstrom: 194 Euro pro Megawattstunde (MWh).
- E-Fuel-Produktion: 65,5 Euro/MWh.
Woher kommt dieser gewaltige Unterschied? Überraschung: nicht aus der eigentlichen Stromerzeugung – sondern aus den Steuern.
- Haushalte zahlen im Schnitt 120 Euro/MWh an Steuern.
- Für E-Fuels fallen nur 11,2 Euro/MWh Steuern an.
Das ist, als würdest du im Supermarkt für den gleichen Apfel dreimal so viel bezahlen wie der Nachbar – nur weil du kein Großabnehmer bist.
Steuerpolitik: Ein Fall für die Gerechtigkeitsdebatte
Die Begründung für diese Ungleichheit? Klar, es geht um internationale Wettbewerbsfähigkeit. Die Industrie soll nicht abwandern, also gibt’s Steuererleichterungen – gerade für Projekte wie E-Fuels, die als Hoffnungsträger für die Dekarbonisierung des Luftverkehrs gelten.
Aber mal ehrlich: Wer profitiert wirklich davon? Denn während der saubere Flugtreibstoff günstig bleibt, zahlt der durchschnittliche Haushalt drauf.
Und jetzt der Clou: Das reichste 1 % der EU-Bürger ist für 66 % der zurückgelegten Flugkilometer verantwortlich. 50 % der Bevölkerung fliegen so gut wie gar nicht. Mit anderen Worten: Die breite Masse zahlt, damit die obere Schicht klimafreundlicher fliegen kann.
E-Fuels: Klimaretter oder Luxusgut?
Keine Frage: E-Fuels sind eine spannende Technologie. Sie könnten den CO₂-Ausstoß des Flugverkehrs massiv senken – besonders da, wo elektrische Antriebe noch nicht praktikabel sind. Aus Wasserstoff und CO₂ gewonnen, könnten sie eine grüne Alternative zu Kerosin sein.
Doch selbst hier gibt es ein Aber: Ihre Produktion verschlingt riesige Mengen an Strom – Strom, der billiger ist als der für den Kühlschrank in deiner Küche. Ist das fair?
Und mal ehrlich: Ist es richtig, dass die Entlastung der Industrie auf dem Rücken der Haushalte ausgetragen wird?
Was wäre eine faire Lösung?
Die Studie fordert klare Reformen – und es klingt, als wäre das überfällig. Vorschläge?
- Soziale Ausgleichsmechanismen: Haushalte, besonders einkommensschwache, sollten bei den Energiekosten entlastet werden.
- Steuergerechtigkeit: Warum sollte der Strom für lebensnotwendige Dinge wie Wohnen und Heizen höher besteuert werden als der für das Fliegen?
- Effizienz fördern: Unterstützungsprogramme für Haushalte, um den Energieverbrauch zu senken – von besseren Dämmungen bis zu effizienteren Geräten.
Und, ganz wichtig: Klimaschutz muss sozial gerecht sein. Nur so trägt ihn die Gesellschaft mit.
Ein Gedanke zum Schluss
Wenn wir die Energiewende ernst nehmen, muss sie alle mitnehmen – nicht nur die Industrie oder die Vielflieger. Sauberer Strom darf kein Luxus sein. Und schon gar nicht teurer als der Sprit für Flugzeuge.
Also, Europa: Wie wär’s mit einer Energiepolitik, die genauso klimafreundlich wie sozial gerecht ist?