Donald Trump behauptet, strengere Grenzwerte für Autoemissionen „machen keinen verdammten Unterschied für die Umwelt“. Klingt nach einer markigen Aussage – ist aber komplett daneben. Denn die Wissenschaft ist eindeutig: Autoabgase schädigen nicht nur das Klima, sie bringen Menschen auch direkt in Lebensgefahr.
Und das – kein Witz – jeden einzelnen Tag.
Ein kurzer Blick zurück: Wie wir in diese Lage kamen
Seit den 1920ern pusteten Autos nicht nur CO₂ in die Luft, sondern auch Blei – ein giftiges Schwermetall, das jahrzehntelang Kinderhirne schädigte, Böden verseuchte und unsere Städte langsam vergiftete. Erst 1996 wurde bleihaltiges Benzin in den USA komplett verboten. Man stelle sich vor: Ein ganzer Kontinent fuhr Jahrzehnte lang auf einem Giftcocktail.
Seitdem hat sich viel getan. Grenzwerte wurden eingeführt, Luftqualität verbessert, Fahrzeuge effizienter. Das Ergebnis? Hunderttausende Menschenleben wurden geschützt – durch saubere Luft. Ein riesiger Fortschritt.
Doch genau dieser Fortschritt steht nun wieder auf der Kippe.
Was Trump jetzt will – und was das bedeutet
Trump will zurück zu den Emissionsstandards seiner ersten Amtszeit. Also zurück zu einem Flottendurchschnitt von 40 Meilen pro Gallone (etwa 5,9 Liter auf 100 km) statt der von der Biden-Regierung geplanten 65 Meilen pro Gallone (etwa 3,6 Liter auf 100 km) bis 2031. Und er sagt: „Es macht keinen Unterschied.“
Aber das stimmt nicht. Und das weiß die Wissenschaft sehr genau.
Autos: Klimakiller Nummer eins in den USA
Der Verkehrssektor ist die größte Quelle von Treibhausgasen in den Vereinigten Staaten. Rund ein Drittel der Emissionen stammt von Autos, LKWs und Bussen. Und das hat Folgen, die längst nicht mehr hypothetisch sind:
- Hitzewellen, die Menschen töten
- Dürren, die ganze Landstriche unbewohnbar machen
- Fluten, die Häuser wegspülen
- Unwetter, die Milliarden kosten
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Und mittendrin: der Pkw-Verkehr. Wer das ignoriert, hat den Ernst der Lage entweder nicht verstanden – oder ignoriert ihn bewusst.
Ein Auto ist kein harmloses Fortbewegungsmittel
Es geht aber nicht nur ums CO₂. Fahrzeuge stoßen auch andere Schadstoffe aus:
- Stickstoffoxide (NOx), die Atemwege reizen und zur Ozonbildung beitragen
- Kohlenmonoxid, das den Sauerstofftransport im Körper blockiert
- Feinstaub, der tief in die Lunge eindringt und Entzündungen auslöst
- Flüchtige organische Verbindungen (VOCs), die Krebs erregen können
Dr. George D. Thurston, Professor für Umweltmedizin in New York, beschreibt das Ganze als „heimtückisch“. Denn die Abgase umgeben uns ständig – beim Spazierengehen, beim Radfahren, an der roten Ampel. Und sie greifen unseren Körper direkt an.
Die Folgen? Asthma, Herzinfarkte, Schlaganfälle. Und ja, auch vorzeitige Todesfälle.
Eine Rechnung, die nicht aufgeht
Die US-Umweltschutzbehörde (EPA) hat berechnet, dass die von der Biden-Regierung vorgeschlagenen Regeln bis zu 7,2 Milliarden Tonnen CO₂ einsparen würden – das entspricht dem Effekt, als würden 1,6 Millionen Autos dauerhaft stillgelegt.
Gleichzeitig würden durch diese Regeln jährlich:
- 8.700 Tonnen Feinstaub
- 36.000 Tonnen Stickstoffoxide
- 150.000 Tonnen VOCs
nicht mehr in die Luft gelangen. Das ist kein „kleiner Unterschied“ – das ist eine Revolution für saubere Luft.
Und jetzt kommt der Clou: Während die Autoindustrie durch die Regeln jährlich mit rund 40 Milliarden Dollar an Mehrkosten rechnen müsste, lägen die Gesundheitseinsparungen bei geschätzten 99 Milliarden Dollar pro Jahr.
Klingt ziemlich eindeutig, oder?
Der Preis der Ignoranz
Trump argumentiert, strengere Standards würden das Auto „unbaubar“ machen. Doch ist es wirklich unzumutbar, die Luft sauberer zu machen, die unsere Kinder atmen? Ist es zu viel verlangt, Leben zu retten, nur weil es der Autoindustrie kurzfristig nicht in den Kram passt?
Brenda Ekwurzel von der Union of Concerned Scientists bringt es auf den Punkt: „Wir verlieren jeden Tag Menschenleben durch Fahrzeugemissionen.“ Es ist nicht einfach nur ein Umweltproblem – es ist ein Gesundheitsnotstand.
Und wenn jemand sagt, das „macht keinen Unterschied“ – dann zeigt das, wie weit entfernt manche Entscheider von der Realität sind, in der Millionen Menschen tagtäglich leben und atmen (oder eben nicht mehr können).
Fakten statt Bauchgefühl
Es ist immer wieder erstaunlich, wie politische Aussagen auf Fakten prallen – und einfach abperlen. Wissenschaftler:innen arbeiten seit Jahrzehnten daran, die Zusammenhänge zwischen Emissionen, Klima und Gesundheit zu verstehen. Und inzwischen ist klar: Wer CO₂ reduziert, schützt das Klima. Wer NOx und Feinstaub reduziert, schützt Menschenleben.
Beides geht Hand in Hand. Und beides steht nun zur Debatte.
Wollen wir wirklich zurück in die Zeit, in der man sich um saubere Luft keine Gedanken machen durfte? In der Industrieinteressen über dem Wohl der Bevölkerung standen? In der Kinder mit Blei im Blut zur Schule gingen?
Oder entscheiden wir uns für eine Zukunft, die sicherer, gesünder und gerechter ist?
Eine saubere Entscheidung
Ja, der Wandel hin zu emissionsarmen und später emissionsfreien Fahrzeugen kostet Geld. Aber dieser Wandel spart auch. An Klinikaufenthalten. An verlorenen Arbeitstagen. An Leid. An Leben.
Was also wiegt schwerer?
Die Kosten für sauberere Fahrzeuge – oder der Preis der Untätigkeit?
Denn die Wahrheit ist: Es macht einen verdammt großen Unterschied.
Von Andreas M. Brucker