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  1. Es ist Sommer – für viele eine Zeit der Leichtigkeit. Doch unter der Oberfläche brodelt es. Die Jugend von heute steht vor Herausforderungen, wie sie keine Generation zuvor erlebt hat. Ein umfassender Bericht der renommierten Lancet-Kommission schlägt Alarm: Körperliche, mentale und soziale Belastungen nehmen weltweit zu – und viele Jugendliche wachsen in einem Umfeld auf, das sie krank macht, statt sie zu stärken.

Was läuft da schief? Und was müssen wir ändern?


Der Körper unter Druck

Die Zahlen sind dramatisch: Bis 2030 könnten weltweit 464 Millionen Jugendliche übergewichtig oder fettleibig sein. Das sind 143 Millionen mehr als noch 2015. Ursachen? Bewegungsmangel, unausgewogene Ernährung, fehlender Zugang zu gesundem Essen – und eine Lebenswelt, die sitzend statt aktiv geprägt ist.

Gleichzeitig sind viele junge Menschen vom anderen Extrem betroffen: Mangelernährung. In etlichen Regionen fehlt es schlichtweg an Nährstoffen. Ein Widerspruch? Nicht wirklich. Beides ist Ausdruck eines kaputten globalen Ernährungssystems, das entweder zu viel oder zu wenig bietet – selten das Richtige.


Die Psyche in der Dauerkrise

Vielleicht noch gravierender als die physischen Symptome ist die mentale Lage. Depressionen, Angststörungen, Einsamkeit – psychische Belastungen bei Jugendlichen steigen seit Jahren. Die Pandemie hat diese Dynamik nicht nur verstärkt, sondern bei vielen regelrecht eingebrannt.

Und obwohl der Konsum von Alkohol und Zigaretten rückläufig ist – gut so! – kompensieren viele Jugendliche mit exzessivem Medienkonsum, Rückzug oder Selbstoptimierungsdruck. Die soziale Vergleichbarkeit über digitale Kanäle macht viele krank, nicht stark.


Klimakrise: Keine Zukunft ohne Gesundheit

Bis zum Jahr 2100 könnten 1,9 Milliarden Jugendliche den direkten Folgen des Klimawandels ausgesetzt sein. Extremhitze, Wasserknappheit, zerstörte Lebensräume – was wie ein Szenario für ferne Kontinente klingt, wird zunehmend zur Realität auch in Europa.

Ein Hitzesommer in Deutschland? Kein Einzelfall mehr. Und wer kann schon lernen, wachsen und sich entfalten, wenn die Grundbedürfnisse wie Trinkwasser, Schatten oder gesunde Luft zur Mangelware werden?


Digitales Dilemma: Chancen und Schattenseiten

Digitalisierung ist Fluch und Segen zugleich. Sie schafft Zugang zu Bildung, zu Gesundheitsinformationen und sozialen Netzwerken – gerade für marginalisierte Gruppen ein Segen. Aber: Übermäßiger Bildschirmkonsum kann Schlafprobleme, soziale Isolation und sogar körperliche Beschwerden verursachen.

Also weg mit den Smartphones? Quatsch. Aber es braucht Konzepte, wie digitale Räume gesund gestaltet werden – und wie Jugendliche lernen, diese sinnvoll zu nutzen. Medienkompetenz ist heute Überlebenskompetenz.


Globale Verantwortung? Fehlanzeige

Obwohl fast ein Viertel der Weltbevölkerung zwischen 10 und 24 Jahre alt ist, fließen nur 2,4 % der globalen Gesundheits- und Entwicklungsfinanzierung in diese Altersgruppe. Ein fatales Missverhältnis. Denn wer die Jugend vergisst, verspielt die Zukunft.

Die Lösung? Keine Raketenwissenschaft. Es braucht mehr Mittel, mehr Mitbestimmung, mehr politische Priorität für Jugendliche – weltweit, aber auch vor der eigenen Haustür.


Was bedeutet das alles konkret?

Es bedeutet: Wir sind an einem Kipppunkt. Und wie bei der Klimakrise gilt auch hier – je länger wir warten, desto schwerer wird es, die Folgen umzukehren. Die Gesundheit junger Menschen ist kein „Nice-to-have“, sondern das Fundament jeder Gesellschaft.

Es ist keine Frage von „ob“, sondern von „wie schnell“. Und: Werden Jugendliche dabei nur beobachtet – oder aktiv beteiligt?


Jetzt handeln – mit und für die Jugend

Die Empfehlungen der Lancet-Kommission sind klar: Investitionen in psychische Gesundheit. Zugang zu gesunder Ernährung. Schutz vor klimabedingten Gesundheitsrisiken. Digitale Bildung. Und: die Stimme der Jugend ernst nehmen – nicht nur bei TikTok, sondern in Parlamenten, Schulen, Kommunen.

Wer, wenn nicht sie, weiß am besten, was sie brauchen?


Hoffnung ist keine Strategie – aber Handeln ist eine

Natürlich kann dieser Zustand frustrieren. Manchmal auch wütend machen. Aber Resignation bringt niemanden weiter. Was wir brauchen, ist eine neue Sicht auf die Jugend: nicht als Problemträger, sondern als Träger von Lösungen.

Denn sie sind nicht nur „die Zukunft“. Sie sind auch die Gegenwart – und haben ein Recht darauf, gesund und mit Perspektive zu leben.

Von Andreas M. Brucker