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Wenn der Müll bleibt, wo er ist

Der Klimawandel betrifft nicht nur die Erde unter unseren Füßen – er reicht bis weit hinaus in den Orbit. Klingt absurd? Ist aber bitterer Ernst. Laut einer aktuellen Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) könnte der Anstieg der Treibhausgase dazu führen, dass die Anzahl der Satelliten, die sicher in der niedrigen Erdumlaufbahn (LEO) operieren, massiv sinkt. Um bis zu zwei Drittel – und das schon bis zum Ende des Jahrhunderts.

Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Ganz einfach: Der Klimawandel bremst den natürlichen Aufräumdienst der Erde aus. Und das bringt den Orbit in ernsthafte Schwierigkeiten.


Die Thermosphäre: Hausmeisterin des Alls

Die Thermosphäre, ein Bereich der oberen Atmosphäre, spielt eine entscheidende Rolle beim Abbau von Weltraumschrott. Hier oben, wo die Luft schon fast ins Nichts übergeht, sorgt der letzte Hauch von Widerstand dafür, dass alte Satelliten und Trümmerteile langsam abgebremst und schließlich zum Verglühen in dichtere Schichten gelenkt werden.

Doch mit dem Klimawandel kühlt und verdünnt sich diese Schicht immer weiter. Klingt harmlos? Das ist, als würde man die Putzfrau des Himmels in den Ruhestand schicken – und keiner übernimmt ihren Job.


Weniger Widerstand, mehr Müll

Wenn der atmosphärische Widerstand abnimmt, bleiben ausgediente Satelliten und Trümmerteile deutlich länger in der Umlaufbahn. Diese Teile, oft winzig klein, aber rasend schnell, können funktionierende Satelliten beschädigen oder zerstören. Das Risiko von Kollisionen steigt – und mit jeder Kollision entstehen weitere Trümmer.

Schon heute schwirren Millionen Stücke Weltraumschrott um die Erde. Viele sind so klein, dass sie sich kaum verfolgen lassen – aber gefährlich sind sie trotzdem. Der Orbit wird so zur tickenden Zeitbombe.

Die MIT-Studie warnt: Wenn wir so weitermachen, sinkt die Kapazität der niedrigen Erdumlaufbahn, Satelliten sicher zu beherbergen, um 50 bis 66 Prozent. Stell dir vor, der Himmel ist voller Müll – und keiner räumt auf.


Klimawandel und Orbit-Sicherheit: Zwei Seiten derselben Medaille

Wieder einmal zeigt sich: Der Klimawandel zieht Kreise, die wir gar nicht auf dem Schirm hatten. Weniger Widerstand in der Atmosphäre bedeutet mehr Risiko im All – und das, obwohl Satelliten für unser Leben auf der Erde unverzichtbar geworden sind. Von Wettervorhersagen über Kommunikation bis Navigation – ohne sie geht nichts.

Der Klimawandel sorgt dafür, dass das Aufräumen im Orbit schwieriger wird – und das Problem mit Weltraumschrott wächst.


Was tun? Drei Stellschrauben für eine saubere Umlaufbahn

Die Studie aus Boston lässt keinen Zweifel: Wir brauchen Lösungen – und zwar schnell.

  1. Emissionen senken: Der Klassiker – aber eben auch hier entscheidend. Nur wenn der Klimawandel gebremst wird, bleibt die Thermosphäre stabil.
  2. Weltraumschrott aktiv entfernen: Technologien, die Trümmer gezielt aus dem Orbit holen, sind keine Spielerei, sondern überlebenswichtig für die Sicherheit im All.
  3. Globale Regeln aufstellen: Der Orbit kennt keine Landesgrenzen. Ein gemeinsamer Rahmen für den Umgang mit Weltraumschrott ist unerlässlich.

Ein Gedanke zum Schluss: Sauberer Orbit, sauberer Planet?

Die Studie des MIT zeigt uns einmal mehr, wie vernetzt unsere Welt ist – selbst bis in den Orbit. Der Klimawandel ist längst kein Thema mehr, das nur Wetter betrifft. Er reicht bis dorthin, wo wir ihn am wenigsten vermuten – und droht, auch den Zugang zum All zu erschweren.

Vielleicht ist es Zeit, nicht nur die Erde, sondern auch den Orbit als gemeinsames Gut zu sehen – und entsprechend zu handeln.