Weniger Besitz, mehr Stil – ein neuer Trend?
Wer kennt das nicht? Der Kleiderschrank platzt aus allen Nähten, trotzdem fühlt es sich oft an, als hätte man „nichts zum Anziehen“. Und während wir unsere Outfits fröhlich durchwechseln, zahlt der Planet den Preis: Bis zu 10 % der globalen Treibhausgasemissionen gehen auf das Konto der Modeindustrie.
Könnte es also smarter sein, Kleidung einfach zu mieten, statt sie zu kaufen? Die Idee klingt charmant – aber wie sieht’s in der Praxis aus?
Warum Nischenmärkte für Mietmode den Unterschied machen
Eine Studie der Chalmers University of Technology bringt Licht ins Dunkel: Mietmodelle für Kleidung funktionieren am besten, wenn sie sich auf spezielle Zielgruppen konzentrieren. Anbieter, die versuchen, alles für alle zu sein, scheitern oft an den hohen Kosten für Lagerung, Reinigung und Logistik.
Doch fokussierte Angebote – etwa für Outdoor-Kleidung, Sportmode oder festliche Anlässe – punkten durch klar definierte Bedürfnisse. Diese Nischen ermöglichen nicht nur effizientere Abläufe, sondern auch einen besseren Draht zu den Kunden.
Und mal ehrlich: Wer will schon die zehnte Alltagsjeans mieten? Aber für das teure Festkleid, das man eh nur einmal braucht – da macht’s plötzlich Sinn.
Drei Mietmodelle, die den Markt bestimmen
Die Studie beschreibt drei Hauptwege, wie Kleidung aktuell vermietet wird:
- Mitgliedschaftsmodell: Ein monatlicher Beitrag, dafür eine festgelegte Anzahl an Kleidungsstücken zur Auswahl. Fast wie ein Netflix für Mode.
- Abonnementmodell: Kunden bekommen regelmäßig neue Stücke – ähnlich wie bei Streaming-Diensten, nur eben für die Garderobe.
- Einzelvermietung: Für den besonderen Anlass – das Hochzeitsoutfit, den Smoking fürs Gala-Dinner.
Am besten laufen die Modelle, die auf besondere Lebenssituationen abzielen – Umstandsmode, Sportkleidung oder festliche Garderobe. Klar – niemand braucht jeden Tag ein Abendkleid, aber wenn der Bedarf da ist, will man flexibel sein.
Erfolgsgeschichten: Von Australien bis Dänemark
Ein Blick über den Tellerrand:
- In Australien hat The Volte mit über 250.000 Nutzer:innen im Monat die Nase vorn – Designermode zum Mieten, mit echtem Social-Element. Einige Nutzerinnen verdienen sich sogar eine goldene Nase, indem sie ihre Garderobe über die Plattform vermieten. Bis zu 200.000 Dollar im Jahr – das klingt mehr nach Business als nach Hobby, oder?
- Und in Europa? Das dänische Label Ganni punktet mit Ganni Repeat: Kund:innen können trendige Teile für bis zu drei Wochen mieten. Besonders gefragt bei modebewussten Menschen, die Abwechslung lieben, aber keine Lust auf überfüllte Kleiderschränke haben.
Hürden? Klar – aber lösbar
Trotz dieser Beispiele ist der Weg für Mietmode steinig:
- Kostenfalle Logistik: Reinigung, Transport, Lagerung – das kostet ordentlich. Gerade bei häufig wechselnder Kleidung schlägt das auf die Bilanz.
- Skepsis der Kunden: Viele können sich noch nicht richtig anfreunden mit der Idee, getragene Kleidung zu nutzen. Oder sie fürchten, etwas könnte nicht passen oder frisch genug sein.
- Nachhaltigkeitsfrage: Der ökologische Vorteil der Mietmodelle kann durch den Transport- und Reinigungsaufwand schnell schrumpfen. Da heißt es: Prozesse optimieren!
Lösungen auf dem Tisch
Wie könnte es also besser laufen?
- Nische, Nische, Nische! – Wer sich auf spezielle Kleidungsarten oder Anlässe konzentriert, punktet bei den Kund:innen und spart Kosten.
- Hersteller an Bord holen – Die enge Zusammenarbeit mit Produzenten hilft, robuste, pflegeleichte Kleidung zu entwickeln, die für das Mieten gemacht ist. Weniger Verschleiß, weniger Aufwand.
- Grüne Logistik und clevere Reinigung – Kurze Transportwege, umweltfreundliche Waschverfahren – so bleibt die Ökobilanz positiv.
Das Zauberwort lautet also: Spezialisierung mit Weitblick.
Der Wandel kleidet sich nachhaltig
Die Modebranche muss sich verändern – das ist klar. Mieten statt Kaufen ist dabei ein spannender Ansatz, um Ressourcen zu schonen und trotzdem den modischen Spieltrieb zu bedienen. Besonders in Nischenmärkten kann das Modell aufblühen, wenn es richtig umgesetzt wird.
Vielleicht wird der Kleiderschrank der Zukunft kein statisches Möbelstück mehr sein – sondern ein dynamisches Angebot aus gemieteten Teilen, das sich immer wieder neu erfindet.
Und du? Wärst du bereit, öfter mal zu leihen statt zu kaufen?