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Wer heute in Energie investieren will, steht vor einer Entscheidung mit Langzeitwirkung. Und dabei geht es nicht nur um CO₂-Bilanzen oder Versorgungssicherheit – sondern vor allem ums Geld. Eine aktuelle Studie der Boston University bringt es knallhart auf den Punkt: Atomkraft ist die riskanteste Energieform überhaupt, Solarenergie dagegen die planbarste und günstigste.

Atomkraft – teuer, langsam, kompliziert

Die nüchternen Zahlen sind erschreckend: Kernkraftprojekte liegen im Schnitt 102,5 % über dem ursprünglichen Budget. Fast zwei Jahre länger dauert es, bis sie überhaupt ans Netz gehen – mit durchschnittlichen Mehrkosten von 1,56 Milliarden Dollar pro Projekt.

Da fragt man sich: Warum wird überhaupt noch auf Atomkraft gesetzt?

Ein Blick auf die Ursachen liefert die Erklärung für dieses Dilemma: Atomkraft ist eine hochkomplexe Technologie. Jeder Reaktor ist ein Unikat, mit individuellen Sicherheitsanforderungen und Standortbedingungen. Schon kleinste technische Änderungen ziehen teure Umbauten und Verzögerungen nach sich.

Und als wäre das nicht genug, kommen die regulatorischen Hürden hinzu. Die Genehmigungsprozesse sind streng – aus gutem Grund. Doch sie sorgen auch dafür, dass Projekte Jahre oder gar Jahrzehnte in der Schwebe hängen. Wer heute plant, kann frühestens in 15 Jahren mit Strom rechnen. Klingt nicht gerade nach einem Investorenliebling, oder?

Fallbeispiele des Scheiterns

Man muss gar nicht lange suchen – zwei bekannte Atomprojekte liefern eindrucksvolle Beweise für das atomare Investitionsdilemma:

Hinkley Point C in Großbritannien: Eigentlich sollte das Kraftwerk längst Strom liefern. Doch die Bauzeit verlängerte sich um Jahre, die Kosten explodierten auf über 30 Milliarden Euro. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Flamanville 3 in Frankreich: Ein ähnliches Bild. 2007 gestartet, 2025 vielleicht fertig – und auch hier massive Kostensteigerungen. Der Traum vom sicheren, sauberen Atomstrom verblasst in grauem Betonstaub.

Die stille Revolution der Solarkraft

Im krassen Gegensatz dazu: Photovoltaik. Die Analyse zeigt, dass Solarprojekte das geringste Investitionsrisiko aufweisen. Und das hat Gründe.

Modularität ist das Zauberwort: Solaranlagen lassen sich in kleinen Einheiten bauen, bei Bedarf schnell erweitern und an den Bedarf anpassen. Keine riesigen Vorlaufkosten, keine komplexen Sicherheitsprüfungen.

Schnelle Umsetzung: In wenigen Monaten ist eine PV-Anlage errichtet und liefert Strom. Wer heute baut, spart morgen.

Weniger Bürokratie: In vielen Ländern sind die Genehmigungsverfahren für Solarprojekte schlank und unkompliziert – vor allem im Vergleich zur endlosen Bürokratie rund um neue Atomkraftwerke.

Klingt fast zu gut, um wahr zu sein? Ist aber Realität. Und sie wird zunehmend zur wirtschaftlichen Notwendigkeit.

Die neue Energielogik: Sonne schlägt Uran

Die politische Debatte dreht sich oft um Versorgungssicherheit und Klimaneutralität. Doch wenn man auf die Zahlen schaut, wird klar: Atomkraft ist ökonomisch aus der Zeit gefallen. In einer Welt, in der schnelle, flexible und skalierbare Lösungen gefragt sind, bietet die Solarenergie genau das richtige Paket.

Und noch etwas: Investoren sind keine Idealisten – sie wollen Rendite. Und genau da verliert die Atomkraft auf ganzer Linie. Wer 30 Jahre warten muss, bis sich ein Kraftwerk amortisiert hat, steigt lieber gleich aus. Und steckt sein Geld in Solarfarmen, die nach zwei Jahren Gewinn abwerfen.

Die Energiewende braucht kluge Investitionen

Die Ergebnisse der Studie sind ein Weckruf für alle, die noch immer in große Atomprojekte investieren wollen. Klar, Kernenergie hat ihre Fans – oft mit Verweis auf Versorgungssicherheit und CO₂-Neutralität. Doch was nützt ein „sicherer“ Stromlieferant, der erst in 2040 einsatzbereit ist und das Budget sprengt?

Die Energiewende braucht jetzt Lösungen – nicht übermorgen. Solar, Wind, Speichertechnologien und Effizienzmaßnahmen bieten diese Lösungen bereits heute. Und sie tun es günstiger, schneller und mit weniger Risiko.

Der Blick nach vorn

Vielleicht braucht es manchmal einen Kassensturz, um die Dinge klarer zu sehen. Diese Studie liefert genau das. Wer sich heute für die richtige Technologie entscheidet, bestimmt das Energiesystem von morgen. Und vielleicht auch, ob sich diese Zukunft rechnet – oder nicht.

Von Andreas M. B.