Der Hering kommt früher: Klimawandel beeinflusst die Ankunft im Wattenmeer

Wattenmeer
Lesedauer: etwa 3 Minuten

Durch den Klimawandel bedingt, kommen junge Heringe immer früher im Frühjahr im Wattenmeer an. Diese Beobachtung, dokumentiert in einer aktuellen Veröffentlichung des Royal Netherlands Institute for Sea Research (NIOZ) im Journal Global Change Biology, markiert eine signifikante Veränderung im Verhalten dieser Fischart, die durch über sechzig Jahre konsequente und präzise Datenerhebung festgestellt werden konnte.

Langzeitüberwachung enthüllt signifikante Muster

Mark Rademaker, zusammen mit seinen Kollegen Myron Peck und Anieke van Leeuwen, hat die Ankunftszeit des Herings im Marsdiep, einer Meerenge zwischen Den Helder und Texel, seit 1982 verfolgt. Dabei wurde festgestellt, dass der Höhepunkt der Ankunft junger Heringe inzwischen mindestens zwei Wochen früher erfolgt als noch vor vier Jahrzehnten.

„Eine solche Berechnung ist schwierig bei einer Fischart, die in großen Schwärmen schwimmt“, erklärt Rademaker. „An einem Tag können es nur zehn Heringe sein, und am nächsten Tag schwimmen plötzlich zehntausend Fische vorbei. Wenn man zufällig nur an einem dieser Tage eine Messung vornimmt, ergibt sich ein völlig anderes Bild.“

Die Bedeutung präziser und konsequenter Messungen

Die Lösung, so Rademaker, liegt in äußerst konsistenten Messungen, fast bis auf den Quadratmeter genau. Nur durch wiederholte Messungen am gleichen Ort, Jahr für Jahr, lassen sich zuverlässig langfristige Veränderungen aufzeigen.

Diese Langzeitforschung mit dem ‚NIOZ Reuse‘, einer speziellen Fischfalle, ist weltweit einzigartig. Viele andere Überwachungsprogramme messen nur einmal oder einige Male pro Monat oder Quartal und oft nicht einmal genau am selben Ort.

Lehren für die Wissenschaft

Die Ergebnisse dieser Studie werden auch ein Kapitel in Rademakers Dissertation bilden, die er nächsten Monat an der Universität Wageningen verteidigen wird. Neben der Herausstellung der Bedeutung solider Langzeitforschung warnt Rademaker auch vor einer allzu großen Fixierung auf Statistiken. „Mit Hilfe künstlicher Intelligenz können manchmal die erstaunlichsten Trends aus riesigen Datensätzen herausgefiltert werden. Aber diese Forschung ist wertlos, wenn sie nicht mit Experimenten und Messungen im Feld kombiniert wird. Schließlich benötigt man auch eine gute Theorie, die erklären kann, was man in den Daten zu sehen glaubt.“

Diese Erkenntnisse betonen nicht nur die direkten Auswirkungen des Klimawandels auf marine Ökosysteme, sondern unterstreichen auch die Notwendigkeit, umfassende und präzise Umweltbeobachtungen fortzuführen, um die dynamischen Veränderungen unserer natürlichen Welt zu verstehen und darauf reagieren zu können.


Reference:

  1. Mark Rademaker, Myron A. Peck, Anieke van Leeuwen. Local reflects global: Life stage‐dependent changes in the phenology of coastal habitat use by North Sea herringGlobal Change Biology, 2024; 30 (4) DOI: 10.1111/gcb.17285