Methanemissionen drastisch unterschätzt: Eine Studie deckt Fehler der EPA auf

Müllplatz
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Ein neuer wissenschaftlicher Bericht der Harvard John A. Paulson School of Engineering and Applied Sciences (SEAS) liefert überraschende Einblicke in die realen Methanemissionen aus Mülldeponien, städtischen Gebieten und verschiedenen US-Bundesstaaten. Die Untersuchung offenbart, dass die Umweltschutzbehörde der Vereinigten Staaten (EPA) diese Emissionen erheblich unterschätzt. Die Ergebnisse der Studie, die mithilfe von Satellitenbeobachtungen aus dem Jahr 2019 und einem atmosphärischen Transportmodell erzielt wurden, zeigen deutlich höhere Werte als die bisherigen Schätzungen der EPA.

Ein gravierendes Missverhältnis

Die Forschenden stellten fest, dass die Methanemissionen aus Mülldeponien um 51% höher liegen als die EPA-Schätzungen. In 95 städtischen Gebieten sind sie sogar um 39% höher und die Emissionen aus den zehn Bundesstaaten mit den höchsten Methanemissionen liegen 27% über den Angaben der EPA. „Methan ist nach Kohlendioxid der zweitgrößte Verursacher des Klimawandels. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir Methanemissionen möglichst genau quantifizieren, um genau bestimmen zu können, wo diese herkommen“, erklärt Hannah Nesser, ehemalige Doktorandin am SEAS und Erstautorin der Studie.

Warum liegt die EPA daneben?

Die EPA verwendet eine sogenannte „Bottom-up“-Methode zur Berechnung von Methanemissionen, bei der Emissionen anhand der Menge des eingelagerten Mülls und der daraus resultierenden Methanproduktion über die Zeit geschätzt werden. Diese Methode berücksichtigt jedoch nicht die Effizienz der Methansammlungssysteme in den Deponien, die oft überschätzt wird. Nesser und ihr Team fanden heraus, dass Deponien tatsächlich viel weniger effektiv bei der Sammlung von Methan sind, als bisher angenommen wurde.

Die Bedeutung der neuen Erkenntnisse

Die Untersuchung zeigt, dass die Standardannahme der EPA von 75% Effizienz bei der Methangasgewinnung weit von der Realität entfernt ist; tatsächlich liegt sie näher bei 50%. Diese Diskrepanz hat signifikante Auswirkungen auf die Genauigkeit der Methanemissionsdaten und somit auf die Strategien zum Klimaschutz.

Städtische und staatliche Emissionen

Auch auf städtischer und staatlicher Ebene zeigte die Studie erhebliche Unterschiede zwischen den geschätzten und tatsächlichen Emissionen. In den zehn Städten mit den höchsten Methanemissionen waren die Emissionen im Durchschnitt 58% höher als erwartet. Besonders betroffen sind Städte wie New York, Detroit und Los Angeles, was darauf hindeutet, dass urbane Gebiete eine bedeutendere Rolle bei den Methanemissionen spielen könnten, als bisher angenommen.

Zukünftige Schritte

Das Forscherteam plant, die Methanemissionen in den USA weiterhin mit Hilfe von hochauflösenden Satellitenbeobachtungen zu überwachen und in Zusammenarbeit mit der EPA die Emissionsinventare zu verbessern. Diese Forschung betont die Notwendigkeit, Emissionen genau zu verstehen und die Methoden zur Erfassung dieser Emissionen kontinuierlich zu verfeinern.

Fazit

Die Erkenntnisse der Harvard-Studie sind ein Weckruf für Umweltschützer und Politikgestalter gleichermaßen. Sie unterstreichen die Dringlichkeit, unsere Methoden zur Überwachung und Reduzierung von Methanemissionen zu überdenken. Wie können wir sicherstellen, dass unsere Klimaschutzmaßnahmen auf den genauesten Daten basieren? Und was bedeutet dies für die globalen Bemühungen, den Klimawandel zu bekämpfen?

Es bleibt zu hoffen, dass diese neuen Erkenntnisse zu effektiveren und gerechteren Umweltschutzmaßnahmen führen werden, die nicht nur den Planeten, sondern auch seine Bewohner schützen.


Reference:

  1. Hannah Nesser, Daniel J. Jacob, Joannes D. Maasakkers, Alba Lorente, Zichong Chen, Xiao Lu, Lu Shen, Zhen Qu, Melissa P. Sulprizio, Margaux Winter, Shuang Ma, A. Anthony Bloom, John R. Worden, Robert N. Stavins, Cynthia A. Randles. High-resolution US methane emissions inferred from an inversion of 2019 TROPOMI satellite data: contributions from individual states, urban areas, and landfillsAtmospheric Chemistry and Physics, 2024; 24 (8): 5069 DOI: 10.5194/acp-24-5069-2024