Der hohe Preis der Untätigkeit im Klimawandel

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Es ist eine alarmierende Erkenntnis, die aus der neuesten Studie der ETH Zürich hervorgeht: Die Kosten des Nichthandelns im Klimawandel könnten global betrachtet verheerend sein. Die Forschung, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Nature Climate Change, legt nahe, dass eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius die weltwirtschaftlichen Kosten des Klimawandels um zwei Drittel reduzieren könnte. Steigt die Temperatur jedoch auf 3 Grad Celsius, könnte das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um bis zu 10 Prozent sinken – besonders hart würde es weniger entwickelte Länder treffen.

Bisher konzentrierten sich Schätzungen zu den wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels hauptsächlich auf die Effekte jährlicher Temperaturschwankungen. Die zusätzlichen Auswirkungen von Variabilität und Extremen in Niederschlag und Temperatur wurden jedoch weitgehend außer Acht gelassen. Die internationale Forschungsgruppe um Paul Waidelich von der ETH Zürich hat nun diese Lücke adressiert, indem sie Prognosen aus 33 globalen Klimamodellen analysierte.

Die Studie zeigt auf, dass eine Erwärmung um +3°C das weltweite BIP um bis zu 10 Prozent reduzieren könnte. Besonders die Berücksichtigung der Variabilität und der Extreme verschärft die geschätzten Klimakosten erheblich. „Wenn man bedenkt, dass wärmere Jahre auch mit Veränderungen bei Niederschlag und Temperaturvariabilität einhergehen, zeigt sich, dass die Auswirkungen von Temperaturspitzen schlimmer sind als bisher angenommen“, erklärt Paul Waidelich.

Die Kosten der Untätigkeit

Eine entschiedene Klimapolitik ist entscheidend für das zukünftige wirtschaftliche Wachstum. Die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5°C statt auf 3°C könnte die globalen Verluste durch den Klimawandel um zwei Drittel reduzieren. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Kosten der Klima-Inaktivität erheblich sind“, betont Sonia Seneviratne, ETH-Professorin und stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgruppe I des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen. „Einige Leute sagen immer noch, dass sich die Welt eine schnelle Dekarbonisierung nicht leisten kann, aber die globale Wirtschaft wird auch unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden.“

Eine globale Erwärmung von 3°C erhöht auch das Risiko extremer Niederschläge weltweit, was das globale BIP durchschnittlich um 0,2 Prozent senkt – das entspricht bei der aktuellen Größe der Weltwirtschaft 200 Milliarden US-Dollar. Ein Großteil dieser Kosten entsteht in den USA und China, die im Gegensatz zu wärmeren tropischen Regionen weniger an extreme Niederschläge gewöhnt sind. Unter den berücksichtigten Extremereignissen haben Hitzewellen den größten Einfluss. Fast die Hälfte des globalen wirtschaftlichen Schadens bei einer Erwärmung um 3°C könnte mit extremer Hitze zusammenhängen.

Sozioökonomische und klimatische Unsicherheiten

Allerdings ist die Projektion der Auswirkungen von Klimavariabilität und -extremen komplex, und es bleiben erhebliche Unsicherheiten bestehen. Die Forschungsgruppe gibt zu, dass die Unsicherheiten hauptsächlich sozioökonomischer Natur sind: wie lange die Auswirkungen anhalten und wie gut sich die Gesellschaft anpassen kann. Wie sich Niederschlagsmuster und Klimaextreme entwickeln, muss noch besser verstanden werden. Da die Studie nicht-wirtschaftliche Auswirkungen, Dürren, den Anstieg des Meeresspiegels und Klima-Kipppunkte nicht berücksichtigt, argumentieren die Autoren, dass die Gesamtkosten des Klimawandels wahrscheinlich erheblich höher sind.

Diese Erkenntnisse sind ein dringender Weckruf. Sie verdeutlichen, dass wir es uns nicht leisten können, in Sachen Klimaschutz untätig zu bleiben. Die Weltgemeinschaft muss handeln, um nicht nur ökonomische Katastrophen abzuwenden, sondern auch, um eine lebenswerte Zukunft für alle zu sichern. Es steht viel auf dem Spiel – nicht nur unsere Wirtschaft, sondern unser gesamter Planet.


Reference:

  1. Paul Waidelich, Fulden Batibeniz, James Rising, Jarmo S. Kikstra, Sonia I. Seneviratne. Climate damage projections beyond annual temperatureNature Climate Change, 2024; DOI: 10.1038/s41558-024-01990-8