Ein Drittel der städtischen Bevölkerung Chinas durch Bodenabsenkung gefährdet

Shanghai_China
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Neue Satellitendaten, die von Wissenschaftlern der University of East Anglia (UEA) und Virginia Tech analysiert wurden, zeigen alarmierende Ergebnisse: Ein erheblicher Teil der städtischen Gebiete in China sinkt, was Millionen von Menschen betrifft und weitreichende Auswirkungen auf die Infrastruktur und die Umwelt hat. Die Studie, die in der Zeitschrift Science veröffentlicht wurde, betont, dass Bodenabsenkung eine unterschätzte Gefahr in Städten darstellt und dringend umfassende Maßnahmen erfordert.

Umfassende Satellitendaten offenbaren ein verborgenes Problem

Die Forschung, die auf detaillierten und konsistenten Satellitendaten basiert, hat 82 Städte mit einer Gesamtbevölkerung von fast 700 Millionen Menschen untersucht. Die Ergebnisse sind besorgniserregend: 45% der analysierten städtischen Gebiete sind von Absenkungen betroffen, und 16% dieser Gebiete sinken mit einer Rate von 10 mm pro Jahr oder mehr. Besonders betroffen sind die Küstenstädte wie Tianjin, sowie Chinas größte Stadt, Shanghai, die im letzten Jahrhundert bis zu 3 Meter gesunken ist und weiterhin absinkt.

Kritische Auswirkungen auf Infrastruktur und Klimawandel

Prof. Robert Nicholls vom Tyndall Centre for Climate Change Research an der UEA und Prof. Manoochehr Shirzaei von Virginia Tech und der United Nations University für Wasser, Umwelt und Gesundheit betonen, dass die Bodenabsenkung die strukturelle Integrität von Gebäuden und kritischer Infrastruktur gefährdet. Zudem verschärft sie die Auswirkungen des Klimawandels in Form von Überschwemmungen, insbesondere in Küstenstädten, wo sie den Anstieg des Meeresspiegels verstärkt. Die Situation erinnert an die verheerenden Überschwemmungen in New Orleans durch den Hurrikan Katrina im Jahr 2005, bei denen gesunkene Seeschutzanlagen eine Rolle spielten.

Ursachen und Strategien zur Minderung

Die Hauptursache für die Bodenabsenkung in den Städten ist menschliches Handeln, insbesondere die Entnahme von Grundwasser, die den Grundwasserspiegel senkt. Dies, zusammen mit der Geologie und dem Gewicht der Gebäude, treibt die Absenkung voran. In japanischen Städten wie Osaka und Tokio hat das Einstellen der Grundwasserentnahme in den 1970er Jahren dazu geführt, dass die Bodenabsenkung aufgehört hat oder stark reduziert wurde, was zeigt, dass diese Strategie wirksam sein kann.

Forderungen nach nationalen und globalen Reaktionen

Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer nationalen Reaktion, aber auch das globale Ausmaß des Problems. Die Forscher fordern die Wissenschaftsgemeinschaft auf, von der Messung zur Verständnisbildung über die Implikationen überzugehen und Reaktionsstrategien zu unterstützen. Es besteht ein dringender Bedarf, mit Stadtplanern zusammenzuarbeiten, um diese Probleme zu adressieren, insbesondere in den betroffenen Küstenstädten Chinas und weltweit.

Schlussfolgerung

Die Studie legt nahe, dass die Bedrohung durch Bodenabsenkung häufiger ist, als bisher angenommen wird, und unterstreicht die Notwendigkeit, Erfahrungen aus dem Umgang mit Klimawandel und Meeresspiegelanstieg zu nutzen, um auch dieser Herausforderung effektiv zu begegnen. Das erfordert eine kombinierte Anstrengung in Forschung, Planung und Politik, um die Risiken zu managen und zukünftige Katastrophen zu verhindern.


Reference:

  1. Robert J. Nicholls, Manoochehr Shirzaei. Earth’s sinking surfaceScience, 2024; 384 (6693): 268 DOI: 10.1126/science.ado9986